Der fünfte Nürnberger Friedenslauf 2014: Die etwas andere Art der Friedensarbeit

22. Juli 2014 | Von | Kategorie: Aktuelles

Am Donnerstag, dem 17. Juli 2014,  fand der fünfte Nürnberger Friedenslauf am Zeppelinfeld statt – das Nürnberger Menschenrechtszentrum hat ihn mit organisiert. Über 1.000 Schüler liefen zusammen knapp 5.000 Kilometer und erhalten von privaten Sponsoren für jede passierte Runde Geld, das drei Projekten aus den Bereichen der Friedens- und Menschenrechtsarbeit zugute kommt.

Es war ein Ort der Menschenverachtung und der Kriegspropaganda – das Zeppelinfeld auf dem Reichparteitagsgeländes in Nürnberg. Umso wichtiger ist es, heute gerade an diesem ehemaligen Platz des Nazismus ein Zeichen für Frieden und Vielfalt zu setzen. Und das haben wir auch dieses Jahr wieder getan, mit dem fünften Friedenslauf, am 17. Juli 2014.

Das Eichenkreuz Nürnberg, das Friedensmuseum Nürnberg, das Fränkische Bildungswerk für Friedensarbeit, das Nürnberger Menschenrechtszentrum und das Nürnberger Evangelische Forum für den Frieden haben sich abermals zusammengeschlossen, um den Friedenslauf unter der Schirmherrschaft des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg zu veranstalten. Das Motto war Gewalt überwinden – Frieden wagen. Dazu liefen über 1.000 Schüler aus insgesamt 15 Nürnberger Schulen am Zeppelinfeld ihre Runden für den Frieden. Für jede gelaufene Runde – das waren etwa 500 Meter – erhalten sie Schüler von einem Sponsoren einen selbst festgelegten Geldbetrag, der dann der Friedens- und Menschenrechtsarbeit zugute kommt. Beim diesjährigen Friedenslauf wurden knapp 10.000 Runden gelaufen, das sind also fast 5.000 Kilometer, die für den Frieden zurückgelegt wurden. Man könnte also sagen, das Streben nach Frieden und Zivilgesellschaft ist damit wieder ein paar Schritte näher an der Realität.

Die Schulklassen selbst waren so bunt, wie das Zeppelinfeld selbst es an diesem Tag war: Farbige Transpararente schmücken die Zäune, sie fordern zum Beispiel Abrüstung, bekennen sich zu den Menschenrechten und bekämpfen den Faschismus oder die weltweiten Kriege, ein Banner mit einer Friedenstaube hängt von der ehemaligen Nazitribüne herab, und fröhliche Popmusik, von Michael Jackson und Macklemore bis Juli, dringt von der Bühne auf die Rennbahn. Die Schüler stammten aus den verschiedensten Altersklassen: Kleine quirlige Erstklässler, wie die aus der Thusneldaschule, liefen (oder besser: rannten) ebenso begeistert, wie die Acht- und Zehntklässler, wie die vom Neuen Gymnasium oder dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Alles machte sich auf die Beine, um zu laufen oder die Kinder kräftig anzufeuern.

Die Atmosphäre des Friedenslaufes beeindruckt am meisten – und setzt sich damit positiv von der sonst so ernsten und trockenen Friedens- und Menschenrechtsarbeit ab. Alle sind fröhlich und locker, Widersprüche verpuffen sofort, nirgendwo ein Anflug von Stress und Streit, die Kinder können es – anfangs nur so strotzend vor Energie und Kampfgeist – kaum erwarten, loszurennen, und die Stimmung war ausgelassen und wunderbar entspannt. Eine Grundschulklasse singt uns sogar ein Lied über Brückenbauen und Vielfalt vor. Die Ungerechtigkeiten, die Gewalttaten und Kriege in der Welt, gegen die wir hier ankämpfen wollen, schaffen es nicht, einen Schatten über den friedlichen Sonnentag zu werfen.

Beim Lauf selbst zählt nicht die Geschwindigkeit, sondern die Ausdauer. Das ist in der Friedensarbeit nicht anders. Die braucht auch einen langen, wirklich langen Atem, um in kleinen Stücken ihr Ziel einer pazifistischen Welt zu realisieren – und nach wie vor haben sie dabei noch einiges vor sich. Nachdem die ersten Kinder dann eine Stunde lang gelaufen sind, haben sie sich auch eine Erfrischung verdient. Brezen, Bananen und Wasser standen schon bereit für unsere kleinen Helden des Tages. Kein Wunder, dass die Kinder in der Hitze damit dann auch Wasserschlachten veranstalten.

Das erlaufene Geld wird drei Projekten zugute kommen: Erstens, erhält die Caritas Straßenambulanz Franz von Assisi einen Teilbetrag, um Kindern in Not, die keine Papiere haben, medizinische Hilfe in Nürnberg zu bieten. Zweitens, wird damit ein Schüleraustausch zwischen dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach und dem Dar Al-Tifel-Institute, einer Privatschule und einem Waisenhaus für palästinische Mädchen in Ostjerusalem, finanziert, da die palästinensischen Schüler beispielsweise die Flüge nicht bezahlen könnten. Und drittens, erhalten den letzten Teil die Gruppe TanzPartner für ihr Projekt respektive Theaterstück wild.fremd – wie geht deutsch, das sich tänzerisch und humorvoll mit dem Thema Fremdsein beschäftigt. Beim vierten Friedenslauf vor zwei Jahren wurden etwa 10.000 Euro für die Friedensarbeit eingespielt. Wie viel dieses Jahr herauskommt, wird im September bekannt gegeben.

Philip J. Dingeldey (Praktikant im Nürnberger Menschenrechtszentrum)

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