In memoriam Heinz Dressel

8. August 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles

Das Nürnberger Menschenrechtszentrum trauert über den Tod seines Mitglieds Heinz Dressel.

Der evangelische Theologe Heinz F. Dressel hat Hunderten von Menschen vor allem aus Lateinamerika das Leben gerettet. Nun ist er im Alter von 88 Jahren in Nürnberg nach längerer Krankheit gestorben.

Seine Tätigkeit als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden Brasiliens in den Jahren 1952 bis 1968 ließen ihn schon früh die sozialen Probleme in diesem Kontinent erkennen – und Stellung beziehen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland hat er sein Engagement weitergeführt, in einer Zeit, in der sich die Verhältnisse in ganz Lateinamerika zum Schlimmeren wendeten.

Ab 1972 leitete er das Ökumenische Studienwerk in Bochum. diese Position erlaubte ihm, zahlreichen Studierenden aus den lateinamerikanischen Diktaturen, später auch aus Afrika, zur Flucht und einem gesicherten Aufenthalt in Deutschland zu verhelfen. Er besorgte ihnen Stipendien und Studienplätze, ermöglichte so die Einreise in die Bundesrepublik und rettete damit Hunderten Verfolgten das Leben. Noch heute besteht ein weltweites Netzwerk von Menschen, die in Heinz Dressel ihren Lebensretter verehren. Für diese Verdienste um die Menschenrechte erhielt er nach dem Ende der Diktaturen in Argentinien und Chile hohe Auszeichnungen.

Nach seiner Pensionierung kehrte er 1992 in seine fränkische Heimat zurück und ließ sich in Nürnberg nieder. Er wurde Mitglied des Nürnberger Menschenrechtszentrums und schrieb, neben Büchern und Zeitschriftenaufsätzen in deutscher und portugiesischer Sprache, auch eine Reihe von Beiträgen für die Webseite des NMRZ. Mit nie nachlassendem Engagement mischte er sich in die großen Fragen aktueller Menschenrechtsverletzungen ein. Er kritisierte die mangelnde Aufarbeitung der Diktaturen in vielen lateinamerikanischen Ländern, nicht zuletzt seines zweiten Heimatlands Brasilien, aber genauso die mangelnde Solidarität der deutschen Diplomatie mit den Opfern dieser Diktaturen, einen Mangel, dem er mit seiner Arbeit im Ökumenischen Studienwerk ein wenig abzuhelfen suchte. Seine Arbeit dort mit und für die politisch Verfolgten schärfte auch seine Aufmerksamkeit für die Lage von Flüchtlingen heute und die Verletzungen von deren Rechten.

Das Nürnberger Menschenrechtszentrum trauert um einen großen Verteidiger der Menschenrechte.

 

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