Chefankläger Benjamin Ferencz wird hundert

Benjamin Ferencz, Chefankläger in einem der Nürnberger Nachfolgeprozesse, zusammen mit Klaus Schüler

Ein Jahrhundertzeuge wird hundert. Am 11. März feiert Benjamin Ferencz seinen hundertsten Geburtstag. Er ist für uns in Nürnberg ein ganz besonderer Zeitzeuge und wer ihn bei seinen Besuchen in unserer Stadt erleben durfte, wird tief beeindruckt gewesen sein von der vitalen  Ausstrahlung, der ansteckenden Leidenschaft, dem umfassenden Wissen und nicht zuletzt auch von dem Humor dieses außergewöhnlichen Menschen.

Auf seiner Webseite finden sich interessante Bilddokumente und Wortbeiträge zu Leben und Werk dieses unermüdlichen Kämpfers für das Völkerrecht. Die verstorbene Nürnberger Filmemacherin Ullebrit Horn hat 2015 in einem Dokumentarfilm mit dem Titel: „A Man Can Make a Difference“ ein eindrucksvolles Bild von Benjamin Ferencz gezeichnet.

Chefankläger in einem der Nürnberger Nachfolgeprozesse

Er wurde am 11.03.1920 in Transsilvanien geboren. Als er 10 Monate alt war, emigrierte er mit seiner Familie in die USA.1944 kämpfte er als amerikanischer Soldat in Frankreich. Dort bekam er den Befehl eine „War Crimes Branch“ einzurichten. Seit dieser Zeit hat ihn die Ahndung von Kriegsverbrechen jeder Art nicht mehr losgelassen. 1947 wurde er Chefankläger in einem der Nürnberger Nachfolgeprozesse, dem sogenannten Einsatzgruppenprozess. Dies war der Beginn der besonderen Beziehung von Benjamin Ferencz zu Nürnberg.

Peace through law

Benjamin Ferencz

Neben den vom Memorium Nürnberger Prozesse bzw. der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien organisierten eindrucksvollen Begegnungen im historischen Sitzungssaal 600 des Justizgebäudes als letzter Zeitzeuge der dortigen Prozesse, war es auch ein besonders bewegender Moment, als Benjamin Ferencz 2009 das erste Plädoyer der Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hielt. Den Weg des modernen Völkerstrafrechts, der in Nürnberg begann, hat Benjamin Ferencz immer mit großer Leidenschaft und vorbildlicher Beharrlichkeit gemäß seinem Motto: „Law not war“ bzw. „Peace through law“ begleitet. Sein Ratschlag an uns alle in einer Videobotschaft in den Sitzungssaal 600 lautete zuletzt: „Never give up“.

In diesem Sinne herzlichen Dank für vielfältige und nachhaltige Inspirationen und einen großartigen und lebenslangen Einsatz für das Völkerrecht und die Menschenrechte. Alles Gute, lieber Ben Ferencz zum ganz besonderen Geburtstag.

Klaus ist Rechtsanwalt im Ruhestand und langjähriges Mitglied des NMRZ sowie Mitglied im Vorstand des Fördervereins des Masterstudiengangs Human Rights an der FAU. Sein Hauptinteresse gilt dem Völkerstrafrecht, der neueren Geschichte Nürnbergs und dem internationalen Netzwerk unseres NMRZ.

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