Nachhaltiges Anlegen (Teil 2): Tipps zu ethischen Investments

Wer möchte nicht, dass das eigene Geld in sinnvolle Projekte und Unternehmen fließt, die einen echten Mehrwert für die Gesellschaft oder die Umwelt schaffen? Und genau darum soll es hier gehen: um sicherzugehen, dass die eigene Geldanlage auch wirklich nachhaltig ist.

Während ich in meinem Artikel Verantwortungsvolles Investieren: Nachhaltige Finanzanlagen für eine bessere Welt aufgezeigt habe, dass ethisches investieren hoffentlich in naher Zukunft ein wenig übersichtlicher und transparenter wird, soll es hier nun ganz konkret darum gehen, wie man sein eigenes Geld verantwortungsbewusst anlegen kann (und sollte). Im ersten Teil des Artikels bin ich auf die unterschiedlichen Investitionsmöglichkeiten eingegangen und nach welchen Kriterien eine Investition in eine nachhaltige Geldanlage Sinn macht. Im zweiten Teil des Artikels wird es nun noch konkreter und ich stelle sogar meine persönliche positive Watchliste, sowie meine umfangreiche Negativliste für nachhaltige Investments zur Verfügung. Wobei ich selbstverständlich meinen Text und die Listen als keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung verstanden wissen möchte!

Quellen für den Nachhaltigkeits-Check

Natürlich kann ein Nachhaltigkeits-Check von Unternehmen oder Fonds mühsam sein. Hier darf man sich auch ruhig Hilfe von außen suchen und auf Einschätzungen und Analysen von renommierten Institutionen und Organisationen vertrauen. Folgende Übersicht gibt hierzu eine gute Orientierung:

  • Finanztest von Stiftung Warentest: In regelmäßig erscheinenden Veröffentlichungen wird hier zu Anlagen und Investitionsmöglichkeiten fundiert und kompetent beraten. Längst hat auch Finanztest das Bedürfnis vieler Anleger erkannt, in nachhaltige Geldanlagen zu investieren und weist in ihren Zeitschriftenimmer wieder auf nachhaltige Optionen hin. Auch veröffentlicht Finanztest regelmäßige Rankings und Vergleiche von nachhaltigen Fonds, die man sich auf jeden Fall näher anschauen sollte! Kostenlos geht das bspw. auch gut über die öffentliche Bibliothek. Hier am besten die Zeitschriften der folgenden Ausgaben ausleihen und nachlesen: Finanztest Ausgaben 07/2020, 8/2019, 7/2017 & Finanztest Spezial „Anlegen mit ETF“ 11/2020.
  • EthikBank: Diese Nachhaltigkeitsbank stellt auf ihrer Webseite als sog. gläserne Bank genau dar, nach welchen Kriterien sie investiert (Positivkriterien) bzw. eben nicht investiert (Negativkriterien). Für die eigene Geldanlage kann man sich gut an den ausgewählten Unternehmen der EthikBank orientieren, die unter anderem hier einsehbar sind!
  • Staatlicher Pensionsfonds Norwegens: Auf der Seite des größten Staatsfonds der Welt ist eine Liste veröffentlicht mit Unternehmen, die sich nicht an die Mindeststandards ethischen und umweltverträglichen Handelns halten. Seit 2016 hat der Fonds wegen eigenen Ethikrichtlinien eine Investition in diese Unternehmen ausgeschlossen.
  • Vergleich der Börse Frankfurt: Ein gutes Tool, um nachhaltige Indizes, Green Bonds, ETFs, Fonds und Zertifikate nicht nur zu finden, sondern auch gleich miteinander zu vergleichen!
  • Plattform Nachhaltiges Investment: Mit diesem wirklich hilfreichen Tool steht eine umfangreiche, kostenlose Datenbank zur Verfügung, in der man mehr über bestimmte nachhaltige Aktien, Indizes und Fonds erfahren kann. Hier kann man bspw. nach einzelnen Unternehmen suchen und sich dann anzeigen lassen, ob und wenn ja, in welchen Nachhaltigkeitsfonds diese vertreten sind. Unglaublich empfehlenswert!
  • Global Challenges Index (GCX) der Börse Hannover: Der Index listet 50 nachhaltige Unternehmen auf, die sich stark für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Armut, Klimawandel, Trinkwasser-Versorgung oder Erhalt von Artenvielfalt einsetzen. Die Liste der Unternehmen setzt sich aus Großunternehmen (sog. Large Caps) und kleinen bzw. mittelständischen innovativen Unternehmen (sog. Potentials) zusammen.
  • FNG-Siegel: Mit Hilfe des Siegels des Fachverbands für nachhaltige Geldanlagen (FNG) werden Fonds ausgezeichnet, bei denen mindestens 90 Prozent des Portfolios nachhaltige Mindeststandards erfüllen. Hier im Überblick findet man alle ausgezeichneten Fonds und kann sie auch direkt miteinander vergleichen!
  • ECOreporter-Siegel: Finanzprodukte mit diesem Siegel erfüllen auch ein gutes Mindestmaß an Nachhaltigkeitsstandards. Mehr zu den Kriterien lässt sich hier nachlesen und hier findet man die Liste mit den ausgezeichneten Finanzprodukten.
  • Climetrics-Rating: Mit dieser Datenbank kann man besonders umweltfreundliche Fonds identifizieren. Die Wertung mit einer Skala von 1 bis 5 zeigt den Einfluss der Anlageprodukte auf den Klimawandel und macht so Vergleiche möglich.
  • Facing Finance: Auch diese Organisation stellt eine kostenlos nutzbare Datenbank zur Verfügung, in der man Fonds auf kontroverse Unternehmensbeteiligungen prüfen kann, ebenso sehr interessant und aufschlussreich!

Die oben erwähnten Datenbanken und Rankings sind eine gute Ausgangslage, wobei natürlich alle Aufstellungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Somit – wie so oft – holt man sich am besten Informationen von unterschiedlichen Stellen ein, um sie miteinander vergleichen zu können und um letztendlich zu einer eigenen Bewertung zu kommen. Aber Vorsicht: Ein direkter Vergleich zwischen Fonds und ETFs über verschiedene Plattformen hinweg ist nicht ratsam, da jede Plattform unterschiedliche Schwerpunkte setzt.

“You may never know what results come of your action, but if you do nothing there will be no result.”

Mahatma Gandhi

Tipps zu nachhaltigen Investments

  • Anfangen und zu den eigenen Werten stehen: Hast du dich erstmal mit der Nachhaltigkeit am Finanzmarkt auseinandergesetzt, solltest du keine faulen Kompromisse eingehen. Stehe zu deinen persönlichen Nachhaltigkeitskriterien und fang lieber früher als später mit dem Investieren an! Der Zinseszins wird es dir danken 😉
  • Positiv- und Negativlisten wie auch eine Watchlist: Wann immer du auf Unternehmen stößt, in die du aus irgendeinem Grund nicht investieren möchtest, vermerke es auf einer Negativliste. Das gleiche machst du umgekehrt mit Unternehmen, die du super findest und die deine Werte teilen. Auf die Watchlist kommen die Unternehmen, die du zwar interessant und spannend findest und noch mehr über sie erfahren möchtest, aber dir noch nicht sicher bist, ob du in sie investieren willst bzw. sie deine Werte teilen.
  • Diversifizieren: Insbesondere, wenn man nachhaltig investiert, ist eine breite Streuung der Aktien bzw. die Wahl eines breit gestreuten Fonds/ETF unbedingt nötig, um ein Klumpenrisiko zu vermeiden! Selbstverständlich kann man auch Nischenfonds auswählen (z. B. Wasserkraft, Solarkraft etc.), doch sollten sie nur eine untergeordnete Rolle im Portfolio spielen! Empfehlenswert sind breite Nachhaltigkeitsfonds, die den Weltmarkt abdecken.
  • Physische statt synthetischer Replikation: Da ETFs passiv verwaltete Indexfonds sind, bilden sie einen entsprechenden Aktienindex ab. Hierfür gibt es die Möglichkeit einzelne Werte des Index eins zu eins abzubilden (sog. physische Replikation) oder die Werte indirekt durch sog. Swaps darzustellen (sog. synthetische Replikation). Wie auch bei Zertifikaten ist hierbei wichtig, dass man auf eine physische Replikation achtet, da nur so sichergestellt werden kann, dass auch die entsprechenden nachhaltigen Werte drinnen sind und nichts unethisches reingemischt wird.
  • Kostengünstig und langfristig investieren: Wenn man auch eine entsprechende Rendite erwirtschaften möchte, sollte man – wie auch bei der klassischen Geldanlage – möglichst kostengünstig und mitunter langfristig investieren. Dies lässt sich insbesondere durch ETFs erreichen, die geringe Verwaltungsgebühren kosten (sog. Total Expense Ratio – TER).
  • Gesunde Skepsis: Bevor man in etwas investiert, sollte man immer sicherstellen, dass man wirklich verstanden hat, in was und zu welchen Konditionen man hier investiert. Ebenso sollte man sich bei Hypes (z. B. auf Wasserstoffaktien) sorgsam und in aller Ruhe vergewissern, dass man auch wirklich die Wirtschaftlichkeit, Erwartungen und die Produkte an sich versteht.
  • Sorgfältig prüfen: In den Jahresberichten der Fonds kann man nachlesen, welche Einzelwerte in den Fonds in welchem Umfang enthalten sind. Diese kann man dann mit der eigenen Negativliste abgleichen und sich somit versichern, dass keine problematischen Positionen enthalten sind. Außerdem sollte man die Datenbanken oben nach den jeweiligen Titeln durchforsten. Zu guter Letzt sollte man dann auch immer nochmal den Titel auf Wikipedia und in eine Suchmaschine seines Vertrauens eingeben – auch mit weiteren Keywords wie „Analyse“, „Test“, „Kritik“, „Skandal“, „Risiko“, „Verlust“, „Problem“ etc. (ideal auch in Englisch, da damit eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit einhergeht!)

Nachhaltigkeit und Rendite müssen nicht widersprüchlich sein

Auch wenn verantwortungsbewusstes Investieren (wie bei so vielem was mit Nachhaltigkeit zu tun hat) zeitaufwendiger ist als konventionelles Investieren, lohnt es sich nicht nur fürs Gewissen! Zwar kann man nicht eindeutig sagen, dass nachhaltige Investments auch bessere Renditen abwerfen. Doch das Vorurteil, dass nachhaltige Investments mit schlechten Renditen einhergehen, wurde mittlerweile überzeugend widerlegt. Damit steht einer grünen Geldanlage also nichts mehr im Weg 😊

Meine Positive Watchliste und umfassende Negativliste

Und zu guter Letzt – wie versprochen – stelle ich hier meine persönliche Liste zur Verfügung, in der ich all die Unternehmen zusammengetragen haben, die von renommierten Institutionen auf eine sog. Negativliste gesetzt wurden bzw. Unternehmen, die mir durch diverse Skandale und Presseberichte als nicht nachhaltig, fair oder umweltbewusst erscheinen. Also Unternehmen, die ich auf jeden Fall schon einmal nicht in meinem Portfolio oder einem Fonds haben möchte. Zudem habe ich auch alle Unternehmen zusammengetragen, die nach diversen Kriterien auf einer sog. Positivliste landen. Also Unternehmen, die potenziell besonders nachhaltig und umweltfreundlich wirtschaften. Da man aber kein Unternehmen verlässlich uneingeschränkt und bedingungslos empfehlen kann, möchte ich die Liste vielmehr als eine Positive Watchliste bezeichnen. 

Beide Listen sind natürlich als „work-in-progress“ zu verstehen und weit davon entfernt, abschließend oder vollständig zu sein. Außerdem wurden sie nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, dennoch können natürlich Fehler passieren. Zudem sind die Unternehmen aus einer reinen Nachhaltigkeitsperspektive ausgewählt und nicht auf ökonomische Rentabilität geprüft. Somit kann diese Liste also als erste Anlaufstelle dienen, aber stellt eben ausdrücklich keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar!

Hier kannst du dir die Listen kostenlos herunterladen!

Selbstverständlich gibt es zahlreiche Unternehmen, die weder auf der einen noch auf der anderen Liste zu finden sind. Hier bleibt also ein Nachhaltigkeits-Check weiterhin notwendig. Um die Entscheidung zu nachhaltigen Investments auch weiterhin zu erleichtern, werde ich hier in Zukunft einzelne Unternehmen, Aktien und Fonds auf ihre Nachhaltigkeit durchleuchten. Welches Unternehmen wäre für dich interessant? Gerne kannst du es mir in den Kommentaren schreiben!

Download:

Hinweis: Dieser Artikel sowie die verlinkten Listen sind nicht als Finanzberatung gedacht und dienen nicht der Empfehlung oder dem Abraten eines Produktes, eines Unternehmens oder eines Geldinstituts, sondern der Information über entsprechende Vorgehensweisen. Die Entscheidung über den Abschluss oder Aufkündigung eines Vertrags liegt nur bei dir und daher solltest du dich zu den Kosten, den Chancen sowie den Risiken eines Produktes genau und umfassend aus vielen Quellen erkundigen. Solltest du darüber nachdenken, dein Geld nachhaltig(er) anzulegen, wäge bitte sorgfältig die ökonomischen Vor- und Nachteile, insbesondere in Bezug auf Risiken und die Kosten, ab.

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