Im Gespräch: Das Recht auf Nahrung, Land Grabbing und Steinkohle in Kolumbien

8. Dezember 2011 | Von | Kategorie: Soziale Menschenrechte

von Eva Posch

Im Gespräch: Das Recht auf Nahrung , Land Grabbing und Steinkohle in Kolumbien
mit Ute Hausmann (Geschäftsführerin von FIAN Deutschland) und Michael Krennerich (Vorsitzender des NMRZ)

Am 1. Dezember 2011 fand im Büro des Menschenrechtszentrums ein Gespräch über das Recht auf Nahrung, über Steinkohleexporte aus Kolumbien und Beispielen zu Landkonflikten mit Ute Hausmann, der Geschäftsführerin von FIAN Deutschland, und Michael Krennerich, Vorsitzender des NMRZ, sowie Interessierten statt.

Schätzungsweise leidet noch immer 1 Milliarde der Weltbevölkerung Hunger, obwohl das Recht auf angemessene/ausreichende Ernährung im Artikel 11 des UN-Sozialpakts verankert und im Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte enthalten ist. Die Bekämpfung dieser Missstände ist der Grundpfeiler der Arbeit von FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk (FIAN). Als Geschäftsführerin der Region Deutschland stellte Frau Hausmann in der Gesprächsrunde die Arbeitsbereiche dieser dar. Einerseits wird in bundesweiten Arbeitskreisen an Grundsatzfragen zur Verletzung des Rechts auf Nahrung in Deutschland gearbeitet. Zu Anderen werden ganz direkt internationale Fallbeispiele in den Blick genommen und mit konkreten Aktionen gegen die Verletzungen vorgegangen.

Verletzungen des Rechts auf Nahrung entstehen jedoch nicht nur aus direkten Verletzungshandlungen, sondern können auch indirekt verursacht werden. Dadurch sind Probleme entstanden, welche vor 10 Jahren noch keine Thematisierung erfuhren. Landkonflikte und Nahrungsmittelspekulationen an den internationalen Börsen sind solche Konflikte neueren Ursprungs. Letzteres zeigte sich 2008 als die Spekulationen auf Nahrungsmittel ein Rekordhoch erzielten und die finanziellen Konsequenzen an Nicht-Spekulanten und Landwirte kleiner Anbauflächen weitergeben wurde und damit teilweise verheerende Auswirkungen auf die Ernährungslage der Entwicklungs- und Schwellenländer hatte. Auch die Börsenspekulationen mit Land, welches als lukratives Investitions- und Anlagegut entdeckt wurde, greifen mittelbar auf regionale Nahrungsmittelpreise ein und verschärfen damit oftmals Nahrungsmittelengpässe sowie Anbaumöglichkeiten am Ort der Spekulation.

FIAN arbeitet hierzu umfassend an einem Fall in Kambodscha, an dem die Deutsche Bank beteiligt gewesen ist/war. Aber auch die Zusammenarbeit mit der Internationalen Bewegung von Kleinbauern und Landarbeitern, die Via Campesina, stellte Frau Hausmann vor.

Ein weiteres Hauptaugenmerk wurde im Gespräch auf die Steinkohleexporte aus Kolumbien im Zusammenhang mit den arbeitsschutzrechtlichen und sozialen Bedingungen für die Arbeiter und nahe gelegenen Landbewohnern gelegt. Eine kleine Anzahl international agierender Unternehmen exportieren über 90% der Steinkohle – auch an die EU und Deutschland! FIAN Deutschland fordert hierzu von deutschen Unternehmen die Transparenz von Lieferwegen sowie die Prüfung der menschenrechtlichen Situationen aus den Exportländern. Mit Forderungen gegen die Staatsregierung und Kampagnenarbeit gegen ein führendes deutsches Energieunternehmen sollte 2012 zu rechnen sein.
Das Interesse an den betroffenen Landbewohnern, deren Grund und Boden von den Steinkohleunternehmen aufgekauft wurde und oftmals einen direkt einen Einfluss auf ihren Alltag hat, bleibt als Arbeit vor Ort ein wichtiger Bestandteil von FIAN.

Abschließend wurde über inhaltliche Fragen zu Forderungen staatlicher Maßnahmen zur Landverteilung, zur Verantwortung von und über die Zusammenarbeit mit Unternehmen, über die Wirkung von Fairtradelabels diskutiert und die Möglichkeiten gemeinsamer regionaler Aktionen von FIAN und dem NMRZ sowie Ideen für neue Veranstaltungen des NMRZ 2012 ausgelotet.

Sollten Sie Interesse am Recht auf Nahrung und an der Arbeit von FIAN haben, dann lädt Sie Frau Hausmann zu einer MultiplikatorInnen-Ausbildung “Land – ein Kernelement des Rechts auf Nahrung” im Januar und April 2012 recht herzlich ein. Für 2012 wurde durch FIAN International auch ein Kunstwettbewerb mit dem Titel „Ende der Straflosigkeit – Hunger vor Gericht“ ausgeschrieben. Weitere Informationen über den Wettbewerb, der im Februar 2012 endet, sind hier abrufbar.

Die Verletzungen des Rechts auf Nahrung sind oftmals komplex und mit Bereichen verbunden, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Sie sind jedoch da. Es gibt also noch viel zu tun!

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