Rezensionen

Schröder, Ebbo: Journalistische Praxis beim Nürnberger Prozess 1945/46. Eine Fallstudie zum blinden Fleck der Mediengeschichtsschreibung, Wien/Köln (Böhlau) 2024

26. September 2024 | Von

Die Dissertation von Ebbo Schröder ist, wie der Autor zu Recht anmerkt, die erste gründliche Untersuchung der Rolle der Medien in den Nürnberger Prozessen. Wie der Titel sagt, beschränkt sich Schröders Arbeit auf den Hauptkriegsverbrecherprozess, das IMT. Es gibt aber gute Gründe für die Annahme, dass hier die Strukturen der Beziehung zwischen den direkten Prozessbeteiligten und den Medien geprägt wurden, die in den anderen Verfahren keine wesentlichen Veränderungen erfuhren.



Melanie Wager: „Der Stürmer“ und seine Leser. Ein analoges antisemitisches Netzwerk. Zur Geschichte und Propagandawirkung eines nationalsozialistischen Massenmediums. Metropol-Verlag, Berlin 2024, 535 Seiten, 36 Euro.

21. August 2024 | Von

Dr. Melanie Wager, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, nimmt die oft gestellte Frage auf: Wie konnten die Deutschen zu Nazis werden, wie konnten sie so treue Gefolgsleute und verbrecherische Akteure werden? Sie will mit ihrer Untersuchung weg von der Antwort, sie seien Opfer einer Gehirnwäsche, einer allmächtigen Propaganda geworden. Stattdessen arbeitet sie in ihrer wissenschaftlichen Untersuchung (Dissertation) die Interaktion der Leserinnen und Leser mit der Stürmer-Schriftleitung heraus. Die „Kommunikation“ war organisiert und beidseitig intendiert. Wagers Werk sollte vor allem für die erste, umfangreichere Frage, warum „so viele mitgemacht haben“, als substanzielle Quelle genutzt werden.



Michael Krennerich, Michaela Lissowsky, Marco Schendel: Die Freiheit der Menschenrechte. Festschrift für Heiner Bielefeldt zum 65. Geburtstag, Frankfurt/Main (Wochenschau-Verlag) 2023, 446 Seiten

28. August 2023 | Von

von Otto Böhm     Die Überraschung im Nürnberger Menschenrechtszentrum war vollkommen gelungen: Zu Heiner Bielefeldts Geburtstagsfest am Nürnberger Hans-Sachs-Platz gab es ein Geschenk, mit dem er wirklich nicht gerechnet hatte; Das Trio Krennerich/Schendel/Lissowsky hatte es geschafft, definitiv hinter seinem Rücken eine opulente Festschrift zu organisieren. Im Wochenschau-Verlag wird sie so vorgestellt: „Theorie und Praxis

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Janne Mende: Der Universalismus der Menschenrechte, München (UTB-Verlag) 2021, 245 Seiten

17. November 2022 | Von

von Otto Böhm   Die Allgemeinheit der Menschenrechte wird niemand für sich selbst oder für seine Gruppe ernsthaft in Zweifel ziehen wollen. Dennoch wird im politischen Konfliktfall der moralische und rechtliche Universalismus der Menschenrechte von Diktatoren (meist im Osten und „globalen Süden“) als westliche Einmischung zurückgewiesen. Deren mit dieser Zurückweisung verbundenes Herrschaftsinteresse ist leicht zu

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Colonia Dignidad und Erinnerungskultur. Dreckmann-Nielen, Meike: Erinnern und Vergessen : Erinnerungskulturelle Dynamiken in der ehemaligen Colonia Dignidad. Bielefeld, Transkript 2022.

18. August 2022 | Von

von Dieter Maier. Die Colonia Dignidad gibt es noch, wenn auch unter neuem Namen, es wird aber schon an mehreren Stellen an ihrer Erinnerungskultur gearbeitet. Meike Dreckmann-Nielen stellt sich in ihrer als Buch erschienenen Dissertation “Erinnern und Vergessen: Erinnerungskulturelle Dynamiken in der ehemaligen Colonia Dignidad” dem Problem, an eine historische Episode bei noch nicht geschlossenem Zeitfenster zu erinnern.



Baranowska, Grazyna: Rights of Families of Disappeared Persons. How International Bodies Address the Needs of Families of Disappeared Persons in Europe, Cambridge etc. (Intersentia) 2021 (Series Transitional Justice 26)

6. Dezember 2021 | Von

von Rainer Huhle   Die meisten Menschen werden beim Thema „Verschwindenlassen“ wohl spontan an Lateinamerika denken. Das Drama der Tausenden von Menschen, die von den Diktatoren in Chile, Argentinien und anderen Ländern der Region vor allem in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entführt, gefoltert und dann in der Regel getötet wurden, ohne

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Rezension zum Buch von Jan Stehle: Der Fall Colonia Dignidad. Zum Umgang bundesdeutscher Außenpolitik und Justiz mit Menschenrechtsverletzungen 1961–2020

24. November 2021 | Von

„Die Colonia Dignidad war nach innen eine kriminelle Gemeinschaft und nach außen eine international agierende kriminelle Vereinigung.“
Mit diesem lakonischen Satz eröffnet der Berliner Politikwissenschaftler Jan Stehle sein Buch über die „Colonia Dignidad“, in dem er dann auf über 600 Seiten alle Facetten dieser verbrecherischen Organisation ausleuchtet. Es ist keineswegs das erste Buch über die Colonia, auch auf dieser Webseite wurden schon mehrere vorgestellt.



Kommentar zur Studie über Suchkommissionen in Lateinamerika

19. November 2021 | Von

„Comisiones de búsqueda en América Latina: Una apuesta extraordinaria por la integralidad en la investigación de las desapariciones“ (Suchkommissionen in Lateinamerika: Ein außerordentliches Engagement für einen integralen Ansatz bei der Aufklärung des Verschwindenlassens) von Daniela Fuentes –   Das Verschwindenlassen von Menschen stellt eine schwere Verletzung der internationalen Menschenrechtsnormen dar. Es handelt sich um ein

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Bernward Debus, Tessa Debus, Peter Massing, Sabine Achour (Hrsg.): Demokratie – ein Menschenrecht. „Demokratiebildung“ Wochenschau-Sonderausgabe Nr. 21, Juli 2021,56 S.

17. November 2021 | Von

von Otto Böhm   Wie können Unterschied und Gemeinsamkeit von Demokratie- und Menschenrechtsbildung beschrieben werden? Wie sollte der praktische Zusammenhang verstanden werden? Zur Beantwortung der Fragen ist schon viel nachgedacht worden; und die beiden Arbeitsbereiche sind auch oft nicht weit auseinander, sondern zeigen einen hohen Grad an Gemeinsamkeit. Das vorliegende Heft widmet sich weniger den

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Eva Berendsen / Cheema Saba-Nur / Mendel Meron (HG.): TriggerWarnung : Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen (Edition Bildungsstätte Anne Frank 1) Berlin, Verbrecher Verlag, 263 Seiten

22. Juni 2021 | Von

von Otto Böhm   Auf 260 Seiten 22 Beiträge von politisch, fachlich und stilistisch ganz unterschiedlichen Autorinnen und Autoren querfeldein durch die akademischen und politischen Konflikte und Kontroversen der Identitätspolitik! Der vorliegende Diskussionsband ist das Ergebnis eines Aufrufs der Anne-Frank-Bildungsstätte in Frankfurt/Main „zur Öffnung der Debatte“. Er ist gegliedert in „Verortungen“, „Verstrickungen“ und „Verhandlungen“. Die

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