von Annette Fingscheidt, Januar 2007
Von 1980 bis 2000 durchlitt das Andenland Peru seine bisher gewalttätigste Epoche seit den südamerikanischen Unabhängigkeitskriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ein durch die Guerillabewegung Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) initiierter „Volkskrieg“ gegen Staat und Regierung und die darauffolgenden kontrasubversiven Maßnahmen des peruanischen Militärs resultierten in massiven und systematischen Menschenrechtsverletzungen sowie zahllosen Überschreitungen des Humanitären Völkerrechts. Vor allem Perus ländliche Bevölkerung im südlichen und zentralen Andenhochland geriet ins Kreuzfeuer der bewaffneten Akteure: Zehntausende wehrloser Zivilist/innen wurden in Massakern getötet, außergerichtlich hingerichtet oder „verschwanden“ spurlos. Das Schicksal vieler dieser Opfer ist bis heute nicht geklärt. Die 2001 eingesetzte Wahrheits- und Versöhnungskommission untersuchte die Ausmaße sowie Ursachen und Hintergründe von Krieg und Gewalt und unterbreitete der Regierung zahlreiche Empfehlungen zur Wahrheitsfindung, der strafrechtlichen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der begangenen Gräueltaten, der Wiedergutmachung für die Opfer und deren Angehörige sowie zur Demokratisierung des Landes. Einerseits ist seither vieles erreicht worden, oft in mühseligen kleinen Schritten, aber andererseits ist noch nicht abzusehen, inwieweit die gesteckten Ziele konsequent weiterverfolgt werden und inwieweit in Peru eine präventive Menschenrechtspolitik geführt werden kann. Letzteres gilt auch für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten der Bürger/innen.0cc974a6a7674e969b378bca78d330e1