Seit dem 10. August 2010 ist der deutsch-türkische Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist Dogan Akhanli in der Türkei inhaftiert. Er wurde bei der Einreise festgenommen aufgrund eines Haftbefehls aus der Zeit der Militärdiktatur. Nach dieser Anklage soll er 1989 einen Raubmord begangen haben, um einen politischen Umsturz voranzutreiben.
Dogan Akhanli war von 1985-1987 als politischer Häftling im Militärgefängnis von Istanbul inhaftiert und wurde dort gefoltert. Er floh 1991 nach Deutschland, wurde hier als politischer Flüchtling anerkannt und später von der Türkei ausgebürgert. Seit 2001 besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft.
Dogan Akhanli hat sich in Deutschland seit vielen Jahren für die Menschenrechte eingesetzt. Er ist Initiator der Raphael-Lemkin Bibliothek in Köln, ein Projekt, das u.a. von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ unterstützt wurde. Er engagiert sich für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ebenso wie für die Aufklärung und Anerkennung des Völkermords an den Armeniern, u.a. in seinem Roman „Die Richter des Jüngsten Gerichts“. Er hat sich intensiv für die Aufklärung des Mordes an dem armenischen Journalisten Hrant Dink eingesetzt.
^ Dogan Akhanli im März 2010 in Berlin bei der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ anlässlich der Vorstellung des Buches „Human Rights and History“
Die Vorwürfe der Anklage werden von Dogan Akhanli energisch bestritten. Nach Auskunft von seinem Verteidiger liegen bei dem zuständigen Gericht in Istanbul keine belastbaren Beweise gegen ihn vor. Trotzdem wurden alle Anträge auf Haftverschonung abgelehnt. Es ist zu befürchten, dass hier der Streit zwischen einem Teil der türkischen Justiz und dem Reformflügel in der Regierung auf dem Rücken von Dogan Akhanli ausgetragen wird. Wir sind daher in großer Sorge um die Situation von Dogan Akhanli, dessen Arbeit für die Menschenrechte in Deutschland weithin anerkannt ist und z.B. vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet wurde.
Das Nürnberger Menschenrechtszentrum schließt sich den zahlreichen Aufrufen an, die ein faires Verfahren und die Haftverschonung für Dogan Akhanli fordern.
Weitere Information zu den Hintergründen ist auf dem Factsheet zu finden, das die Arbeitsgruppe Anerkennung – gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. zusammengestellt hat. Laufende Information über das Verfahren und die internationale Bewegung für Dogan Akhanli findet sich auf der Website http://www.das-kulturforum.de/