Mitglieder des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Bundestages trafen im NMRZ VertreterInnen Nürnberger NGOs und Schulen aus der Menschenrechtsarbeit.
Während ihres zweitägigen Besuchs in Nürnberg erhielten die Bundestagsabgeordneten bei ihrem Stopp im NMRZ einen breiten Einblick in die Menschenrechtsarbeit verschiedener Organisationen, Schulen und Engagierter. Maede Soltani berichtete zunächst von der noch immer andauernden Haft ihres Vaters Abodolfatta Soltani, dem Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises von 2009, und dem inzwischen aufgehobenen Ausreiseverbot ihrer Mutter. Dem Ausschuss war das Schicksal von Abodolfatta Soltani nicht zuletzt durch die beiden Bundestagsabgeordneten aus Nürnberg, Michael Frieser und Gabriela Heinrich, bekannt.
Das Thema Menschenrechtsbildung bildete einen ersten Schwerpunkt des anschließenden Gesprächs. Dabei konnten die anwesenden Lehrerinnen aus dem Siegmund-Schuckert-Gymnasium und dem Hans-Sachs-Gymnasium ihre Projekte im Rahmen von Schüleraustauschen oder AGs präsentieren. Spiegelbildlich stellten die VertreterInnen des NMRZ ihre außerschulische Menschenrechtsbildungsarbeit vor, die größtenteils mit Schulklassen an den historischen Lernorten Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Memorium Nürnberger Prozesse oder in der Straße der Menschenrechte durchgeführt werden.
Eine Nachfrage der Abgeordneten richtete sich nach Empfehlungen für die Verankerung von Menschenrechtsbildung in der Lehrerausbildung, um das Engagement auf mehrere LehrerInnen eines Kollegiums und damit langfristiger und auch fächerübergreifender zu verankern. Wäre die Menschenrechtsbildung fester Bestandteil in der Lehrerausbildung an Universitäten einerseits und mit SchülerInnen an Schulen andererseits, so das Resümee der Anwesenden, könnte aktuellen Herausforderungen der Zuwanderung von denen auch Schulen unmittelbar betroffen sind, sensibilisierter und menschenrechtsbewusster begegnet werden.
Ein besonderes Praxisbeispiel von Menschenrechtsbildung stellte die Modefachschule in Nürnberg vor, die in der Produktion von Kleidungsstücken eng mit ausgewählten indischen Schulen kooperiert, um den Schutz der Menschenrechte von NäherInnen vor Ort zu wahren und über die Missstände in der Bekleidungsindustrie aufzuklären. Auch die Arbeit des Nürnberger Filmhauses ist als Menschenrechtsbildung einzuordnen, schließlich bietet das Medium Film in der jährlich stattfindenden Schulfilmwoche „OpenEyes“ auch Lehrkräften gezielt die Möglichkeit, Kinobesuche und anschließende Filmgespräche zu Menschenrechtsfilmen zu buchen.
Ein zweiter Teil des Gesprächs konzentrierte sich auf die Themen Zwangsprostitution und Flüchtlingsarbeit. Die Leiterin des Nürnberger UNHCR-Büros stellte ihre Arbeit als Bindeglied zwischen dem ortsansässigen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und als Vertretung des Hohen Kommissars für Flüchtlinge dar. Jadwiga berät konkret von Zwangsheirat und Menschenhandel betroffene Frauen und wurde jüngst mit dem Frauenförderpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet.
Die anwesenden Abgeordneten Dr. Kramba Diaby, Gabriela Heinrich und Frank Schwabe von der SPD sowie der Ausschussvorsitzende Michael Brand, Martin Patzelt und Michael Frieser von der CDU/CSU zeigten in ihren Nachfragen ein großes Interesse an der Menschenrechtsarbeit der Anwesenden. Der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses, Michael Brandt, bewertete die Inlandsreise nach Nürnberg als erfahrungsreich und dankte den VertreterInnen der Nürnberger Institutionen.