Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis an Rodrigo Mundaca verliehen

15. Oktober 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles

Foto: Giulia Iannicelli/Stadt Nürnberg

Zum dreizehnten Mal verlieh die Stadt Nürnberg am Sonntag, den 22. September 2019 den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr der chilenische Agraringenieur Rodrigo Mundaca, der sich für das fundamentale Menschenrecht auf Wasser einsetzt.

Seit 39 Jahren liegen Wasserrechte in Chile in Privathand. Welche Probleme daraus resultieren, zeigt sich in Petorca, der Heimatregion Mundacas und Zentrum des Avocadoanbaus in Chile. Die Produktion ist fest im Griff großer Agrarunternehmen. Daraus ergeben sich Konflikte mit lokalen Kleinbauern und der ländlichen Bevölkerung, denn: es wird übermäßig viel Wasser aus Flüssen und dem Grundwasser entnommen – auch illegal. Die Sanktionen dafür fallen verschwindend gering aus und schrecken große Unternehmen kaum ab. „In Chile ist Wasserraub eine Ordnungswidrigkeit, kein Umweltverbrechen”, erklärt Rodrigo Mundaca in seiner bewegenden Rede.

Während große Anbauflächen der wasserintensiven Avocado – Schätzungen zufolge werden für ein Kilo Avocados 1.000 Liter Wasser benötigt –ausreichend Bewässerung beziehen, sitzt die lokale Bevölkerung buchstäblich auf dem Trockenen. Tausende Menschen hängen Mundaca zufolge von der Trinkwasserlieferung aus Lastwägen ab. Sie müssen mit 50 Liter Wasser pro Person am Tag auskommen. Auch Flüsse, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner vor einigen Jahren noch baden konnten, sind versiegt.

Rodrigo Mundaca kämpft für den freien und gerechten Zugang zu Wasser. Als Generalsekretär der Organisation Modatima (Movimiento de Defensa por el protección del Medio Ambiente/ Bewegung zur Verteidigung des Zugangs zu Wasser, der Erde und des Umweltschutzes) macht er auf die Zustände in Chile aufmerksam und nimmt damit auch Risiken in Kauf. Nicht selten wird er der Verleumdung angeklagt, strafrechtlich verfolgt und sogar verurteilt. Zwischen 2012 und 2014 musste er sich 24 Mal vor Gericht verantworten. Auch Einschüchterungen, Bedrohungen und Morddrohungen gehören dazu. Diesen Gefahren ist sich Mundaca bewusst. Seine Dankesrede widmet er deshalb den inhaftierten und ermordeten Bürgerinnen und Bürgern Chiles, insbesondere den Umweltaktivisten Berta Cáceres, Macarena Valdés y Alberto Curamil.

Vor rund 900 Gästen wurde ihm der Preis von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und Jurymitglied und Anne Brasseur überreicht. Fernsehjournalistin Katty Salié moderierte die Veranstaltung. Das Grußwort hielt in der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, der neben den Preisträger auch Nürnbergs Engagement für den Schutz der Menschenrechte lobte. Die Laudatorin Anne Brasseur dankte Mundaca für seinen unermüdlichen Einsatz und Kampf um ein so elementares Menschenrecht wie Wasser. Gleichzeitig betonte sie, den Preis auch als Apell und uns alle zu sehen. Denn jeder Einzelne müsse den Verbrauch von Wasser bewusster hinterfragen.

Mit der Vorführung des Kurzfilms „Secos“ erhielten die Gäste einen eindrucksvollen Einblick in die Thematik. Namenhafte chilenische Schauspielerinnen und Schauspieler unterstützen Modatima darin, indem sie die Privatisierung des Wassers in Chile kritisieren und den freien Zugang zu Wasser fordern.

Der Film schließt mit einem Zitat des uruguayischen Schriftstellers Eduardo Galeano. Und damit schließt auch Rodrigo Mundaca seine Rede: „Viele kleine Menschen in kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können die Welt verändern.“

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