Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Menschenrechte

17. Februar 2022 | Von | Kategorie: Aktuelles, Menschenrechte verstehen, Weltregionen, Afrika, Amerika, Asien, Europa

von Felix Krauß – der vollständige Artikel steht auch hier als PDF-Download bereit.

Umwelt- sowie Klimaschutz und Menschenrechte sind untrennbar miteinander verbunden

Die Zerstörung von Ökosystemen und das Emittieren von Treibhausgasen haben existenzbedrohende Folgen für unsere gemeinsamen Lebensräume. Klima und Umwelt hängen damit eng zusammen und sind tief miteinander verwoben. Folgen für das Klima bedeuten unmittelbare Konsequenzen für die Umwelt und Umweltveränderungen beeinflussen auch die klimatischen Prozesse.

Damit hat der Klimawandel und die Umweltveränderungen, neben den enormen ökologischen Folgen, großen Einfluss auf unser gemeinschaftliches Zusammenleben. Wie die folgenden Ausführungen darlegen, haben sie unmittelbare Auswirkungen auf die universellen Menschenrechte, die jedem Menschen auf dieser Welt zustehen und garantiert werden müssen. Während die Konsequenzen global sind, dürfen wir nicht auf der Makroebene verweilen und müssen auch den Umwelt- und Klimaschutz vor Ort in den Blick nehmen. So unterstützt das Nürnberger Menschenrechtszentrum die lokale Initiative KlimaEntscheid Nürnberg, da lokaler Klima- und Umweltschutz auch als ein Menschenrechtsschutz verstanden werden muss. Mehr Informationen hierzu finden sich am Ende des Artikels.

Rückt man die Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltzerstörung in den Fokus, wird deutlich, dass dadurch immer mehr Menschen, insbesondere aus dem Globalen Süden, in prekäre(re) Lebensverhältnisse gedrängt werden und die menschenrechtlich verankerte Würde eines jeden als vielfach bedroht gelten muss. Somit ist der Klimawandel als eine vielschichtige Herausforderung zu begreifen, die auch eine klare menschenrechtliche Komponente aufweist. Die folgenden Ausführungen verdeutlichen dies, sind jedoch nur eine Auswahl der mitunter gravierenden Auswirkungen.

Einschränkung der Lebensfläche durch Wüstenbildung

Zu einer der besonders gravierenden Auswirkung des Klimawandels zählt die Wüstenbildung. Weltweit erobern Wüsten jedes Jahr etwa 120.000 Quadratkilometer[1] – das entspricht in etwa der Größe Bayerns, Baden-Württembergs und Thüringen zusammen. Berücksichtigt man zudem die starke Zunahme von degradiertem Land, also Flächen, deren Fruchtbarkeit durch Verwüstung, Erosion oder Übernutzung abgenommen hat, entspricht dies einem Gebiet halb so groß wie die der gesamten Europäischen Union.[2] Obgleich das UN-Abkommen United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) 1996 in Kraft getreten ist und von beinahe allen Staaten unterzeichnet wurde, und trotz zahlreicher Bemühungen, mehr Kräfte zu mobilisieren  sowie vieler lokaler Initiativen[3], schreitet die sogenannte Desertifikation weiter voran. Laut dem World Atlas of Desertification der EU-Kommission büßten 75% der Böden weltweit an Qualität ein und viele landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden zu Wüsten – vor allem in Afrika und Asien. Es wird prognostiziert, dass im Jahr 2050 mehr als 90% der globalen Landfläche an Qualität verloren haben wird.[4] Dies wird auch in Europa zu einem zunehmenden Problem. Allein im Sommer 2003 kosteten Hitze und Dürre europaweit wohl mehr als 70.000 Menschen das Leben.[5] Insbesondere der Süden und der Südosten des Kontinents sind hierbei von Trockenheit bedroht, allen voran Teile Spaniens und Süditaliens, der Süden Portugals, der Südosten Griechenlands, die Inseln Malta und Zypern wie auch Kroatien und Bulgarien.[6]

Mit Verlust an fruchtbarem Land verschärft sich zudem das Phänomen des Landgrabbings, also der Aufkauf von großen Agrarflächen im Globalen Süden durch private und staatliche Investoren zulasten der Bevölkerung vor Ort.[7] Aber auch starke Sandstürme und Hitzewellen sind die Folge, sowie die Flucht von Millionen Menschen. Die UN geht davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren 50 Millionen Menschen aufgrund der Wüstenbildung vertrieben werden. Eine eher zurückhaltende Schätzung, wenn man sich bewusst macht, dass etwa zwei Milliarden Menschen von Ökosystemen in Trockengebieten abhängig sind und 90% von ihnen in Regionen des Globalen Südens leben, also in sog. Entwicklungs- und Schwellenländern.[8] Die EU-Kommission geht dagegen von 700 Million Menschen bis 2050 aus.[9] Angesichts der Zunahme dieser Wetterphänomenen entsteht in vielen schlechter entwickelten Ländern eine Abwärtsspirale in immer prekärere Lebensverhältnisse, da es die Überbevölkerung trotz der widrigen Umstände notwendig macht, Trockengebiete für die Landwirtschaft zu nutzen.

Einschränkung der Luftqualität durch Smog

Auch die Luftqualität hat unmittelbare Auswirkungen auf uns Menschen, unsere Gesundheit und unsere Lebensqualität. Die WHO stellt fest, dass die Luftverschmutzung jedes Jahr schätzungsweise sieben Millionen vorzeitige Todesfälle verursacht und zum Verlust von weiteren Millionen gesunden Lebensjahren führt.[10]

Feinstaubbelastung kann erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Laut dem Umweltbundesamt reichen die Auswirkungen von Schleimhautreizungen und Entzündungen im Rachen, der Luftröhre und den Bronchien bis hin zu einer erhöhten Thromboseneigung, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Lungenkrebs und können das Sterblichkeitsrisiko erhöhen.[11]

Nach aktuellem Stand ist davon auszugehen, dass aufgrund des Klimawandels bis Ende des Jahrhunderts etwa 55% der Weltbevölkerung häufiger und länger von hoher Luftverschmutzung und Smog betroffen sein wird. Einige Regionen werden bis zu 40 Smog-Tage im Jahr zusätzlich aushalten müssen, darunter insbesondere Indien und China; aber auch im Mittelmeerraum verschlechtert sich die Luftqualität.[12]

Schwund menschlicher Lebensräume und Kulturschätze durch steigenden Meeresspiegel

Der Meeresspiegel steigt seit geraumer Zeit durchgehend an und diese Zunahme hat in den letzten Jahren sogar noch an Fahrt aufgenommen. Erhöht sich die Erdtemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um weitere drei bis vier Grad, könnte der Meeresspiegel um bis zu einem Meter steigen.[13] Dazu sagt der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung: „Ein solcher Anstieg hätte existenzielle Konsequenzen für eine Reihe von Regionen der Welt, die weniger als einen Meter über dem Meeresniveau liegen“[14]

Die Küsten gehören seit jeher zu den am dichtesten besiedelten Regionen der Erde. Hunderte von Millionen Menschen und zahlreiche Kulturschätze wären von einem Anstieg des Meeresspiegels unmittelbar betroffen.[15] Die ersten Inseln sind bereits untergegangen (z.B. Inseln der Salomonen)[16] und zahlreiche Inselbewohner*innen mussten bereits flüchten und umgesiedelt werden.[17] Tief liegende Länder wie Bangladesch und flache tropische Inselstaaten, wie die Malediven, die Marshallinseln oder die Inselkette Tuvalu und Kiribati, deren Bewohner*innen bereits Klima-Asyl in Australien und Neuseeland[18] ersuchten (es aber u.a. aufgrund des fehlenden, rechtlichen Asylstatus nicht bekamen), sind gefährdet.

Auch Küstenregionen und Inseln in Europa sind betroffen, wie beispielsweise die die nördlichen Gebiete Deutschlands und Polens. So muss zum Beispiel die Insel Sylt schon jetzt jährlich frischen Sand heranbaggern, um zu verhindern, dass sie durch die Fluten buchstäblich abgetragen wird.[19]

Hitzewellen verdrängen uns aus unseren natürlichen Lebensräumen

Extreme Hitzewellen zu Land sowie die marinen Hitzewellen haben sich bereits jetzt als das neue „Normal“ etabliert und wirken sich massiv auf die davon betroffene Lebenswelt aus.[20] Die Zahl der Menschen, die davon direkt betroffen waren, stieg von 2000 bis 2016 um geschätzt 125 Millionen.[21] Zudem gehen Klima-Expert*innen davon aus, dass das Risiko von schweren bis besonders extremen Hitzewellen signifikant zunehmen wird – sowohl in Stärke und Ausmaß wie auch in Häufigkeit. Es muss als wahrscheinlich gelten, dass bei einer Erderwärmung um zwei Grad über dem vorindustriellen Wert fast zwei Drittel der Weltbevölkerung schwere, fast jeder zehnte Mensch extreme und jeder Zwölfte besonders extreme Hitzewellen erleben wird. Wie bereits bei den vorherigen Phänomenen werden auch die Hitzewellen vorrangig Menschen aus dem Globalen Süden treffen, wie zum Beispiel Länder am Horn von Afrika, dem Norden und Osten Westafrikas, Indonesien und die Küstenregionen Südamerikas von Venezuela bis Brasilien.[22]

Wasser- und Lebensmittelknappheit verschärfen das Hungerrisiko

Durch die verschlechterten Klima- und Umweltbedingungen werden die Ernährungsprobleme durch Wasser- und Lebensmittelknappheit immer schneller zunehmen.[23] Insbesondere die Regionen mit bereits heute hohen Armuts- und Hungerraten (z.B. Südasien und Afrika südlich der Sahara) leiden infolge des Klimawandels am stärksten unter steigenden Hungerrisiken sowie Ernährungsunsicherheiten.[24] Ernteausfälle, steigende Nahrungsmittelpreise, Einkommensverluste, Produktionsschwierigkeiten, Instabilität der Ernährungssysteme, Epidemien von Pflanzenkrankheiten und abnehmende Wasserressourcen sind nur einige Beispiele, wie sich der Klimawandel bereits heute nachteilig auf die Ernährungssicherheit auswirkt.[25]

Es ist zu befürchten, dass aufgrund des Klimawandels bis 2050 weitere 200 Millionen Menschen an Hunger leiden werden.[26] Dies würde ein Anstieg um fast 30% bedeuten.[27] Zudem könnten durch die verschlechterte Ernährung 75 Millionen Menschen einen Zinkmangel und 122 Millionen einen Proteinmangel aufweisen.[28] Einen guten Überblick über den Zusammenhang zwischen Ernährungsunsicherheit und Klimawandel auf nationaler Ebene vermittelt auch der Food Insecurity and Climate Change Vulnerability Index.[29]

Corona: Pandemische Zustände dank menschlicher Umweltzerstörung

Während zwar niemand die Corona-Pandemie in ihrer Tragweite vorhersagen konnte, wurde sie infolge unserer Umweltzerstörung immer wahrscheinlicher. Denn mit massiven Eingriffen in den Lebensraum der Wildtiere sowie eines globalen Wildtierhandels und Wildtiermärkten gelingt es Erregern, wie dem Ebola-Virus oder dem Corona-Virus auf uns Menschen überzuspringen.[30] Dies geschieht zulasten unserer Gesundheit und, wie die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich zeigen, auch zulasten vieler weiterer Bereiche wie Wirtschaft, Bildung, Kultur, kindliche Entwicklung – nur um einige wenige zu nennen. Allein bis heute (Stand: Februar 2022) starben weltweit fast 6 Millionen Menschen mit einer bestätigten Corona-Infektion.[31]

Es gilt als sicher, dass durch verschlechterte Klima- und Umweltbedingungen Krankheiten immer schneller zunehmen und sich verbreiten werden.[32] So kann beispielsweise das Usutu-Virus, übertragen durch Stechmücken aus Afrika, wieder in Deutschland Fuß fassen. Bisher war es für diese invasive Mücken-Art zu kalt in Deutschland, doch durch die wärmeren Temperaturen aufgrund des Klimawandels kann sich die Mücke von Afrika kommend auch hierzulande ausbreiten und das Virus als zoonotischen Erreger mit einschleppen.[33] Als eine Zoonose gilt eine speziesübergreifende übertragbare Infektionskrankheit.

Recht auf klimabedingtes Asyl

Wie die Beispiele zeigen, werden Fluchtbewegungen aufgrund negativer Folgen des Klimawandels, auch klimainduzierte Migration genannt, zunehmen. Doch noch immer gibt es kein internationales Abkommen, welches den Betroffenen ein Recht einräumen würde, aufgrund klimatischer Veränderung Asyl zu beantragen. Die Gründe hierfür sind sehr vielschichtig, nicht zuletzt auch, weil die Verbindung zwischen Klimawandel und Flucht sehr komplex ist.[34]

Im Jahr 2017 mussten lt. UN-Angaben fast 19 Millionen Menschen innerhalb ihres Landes ihre Heimat wegen extremen Wetterereignissen und Naturkatastrophen aufgeben; dies entspricht rund 60% mehr Binnenflüchtlinge, die aufgrund klimatischer Ereignisse fliehen als Menschen, die wegen bewaffneten Auseinandersetzungen innerhalb ihres Landes fliehen.[35] Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass diese Zahl an sogenannten „Klimaflüchtlingen“ bzw. Klima-/Umweltmigranten noch wesentlich steigen wird. Während die Weltbank prognostiziert, dass 2050 über 140 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels innerhalb der Regionen Subsahara-Afrikas, Südasiens und Südamerikas fliehen werden[36], legen einige Berechnungen nahe, dass es auch zu erheblichen Anstiegen von Asylanträgen innerhalb der EU kommen wird.[37]

Bereits heute geben Menschen als Grund für ihre Flucht die Folgen des Klimawandels an und immer mehr Gerichte sowie andere maßgebliche Institutionen wie der Europarat und der UN-Menschenrechtsausschuss, befassen sich in immer mehr Beschwerden und Klagen mit den Auswirkungen des Klimawandels.[38] Beispielsweise müssen Menschen von zahlreichen Inseln im Südpazifik seit einigen Jahren auf bis zu 100 Kilometer weit entfernte Inseln umgesiedelt werden, weil ihre Heimat buchstäblich versinkt.[39]  Neuseeland gewährte im Jahr 2014 einer Familie des Inselstaats Tuvalu Asyl, unter anderem wegen dieser Gründe. Zudem kam das UN-Menschenrechtskomitee 2020 zum Schluss, dass zukünftige Klimawandel-bezogene Asylanträge Erfolg haben könnten. Den Betroffenen kann dabei nicht abverlangt werden, zu beweisen, dass ihnen eine unmittelbare Gefahr droht, wenn sie zurückkehren würden.[40] Nichtsdestotrotz müssen noch viele Hürden genommen werden, um einen solchen Asyl-Status völkerrechtlich und rechtsverbindlich verankern zu können.

Wendet man sich von den Betroffenen zu den Verursachern und Verantwortlichen des Klimawandels, muss auch die Frage diskutiert werden, ob ein neuer Straftatbestand eingeführt werden sollte. Die Aufnahme des Ökozids, also eine massive Schädigung und Zerstörung von Ökosystemen, in das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs oder aber auch in nationale Gesetze, könnte beispielsweise einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Systeme national und international leisten.[41]

Unabhängig davon, ob die Einführung eines rechtlichen Asyl-Status aufgrund des Klimawandels oder die Aufnahme von Ökozid als neuer Straftatbestand derzeit realistisch erscheinen, muss alles dafür getan werden, um weitere Umweltzerstörungen zu verhindern und die voranschreitende Erderwärmung effektiv und so schnell wie möglich zu reduzieren. Zudem müssen legale Migrationswege eröffnet und ausgebaut werden, um klimabedingte Migration menschenwürdig und frühzeitig gestalten zu können – eines der Hauptanliegen der Betroffenen.[42]

Klimaschutz global denken…

Die obigen Ausführungen verdeutlichen, dass der Klima- und Umweltschutz als existentiell wichtig für unser Überleben als Spezies sowie für ein würdevolles Leben eines jeden Einzelnen ist. Es ist unabdingbar, dass wir unsere Treibhausgas-Emissionen deutlich und so schnell wie möglich reduzieren. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand verbleiben weniger als 7,5 Jahre, bis das globale CO2-Budget für das Erreichen des 1,5 Grad-Limits, welches ja schließlich das Ziel des Pariser Klimaabkommens war, aufgebraucht ist[43] — eine Zeitspanne, die den Handlungsspielraum extrem verengt und das Ausmaß verdeutlicht, mit welchem Tempo wir unser gesamtes globales Wirtschafts-, Mobilitäts- und Energiesystem umbauen müssen.

Damit Deutschland das 1,5-Grad-Ziel einhalten kann, wäre das dafür verbleibende C02-Budget bereits im Jahr 2032 aufgebraucht, aber auch nur, wenn man vergangene C02-Ausstöße ignorieren würde. Berücksichtigt man Deutschlands industrielle Entwicklung und setzt sie in Vergleich zu anderen Staaten, die noch einige dieser Entwicklungsschritte vor sich haben, hätten wir eigentlich gar kein Treibhausgasbudget mehr zur Verfügung.[44]

Nach Berechnungen des Umweltbundesamts haben wir Deutschen einen durchschnittlichen C02-Fußabdruck von 11,2 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr, während wir eigentlich weniger als ein Zehntel davon haben dürften (unter 1 t CO2e), um die Klimaziele doch noch zu erfüllen.[45] Damit ist auch klar, dass die derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen Deutschlands unzureichend sind und das erklärte Ziel der Bundesregierung, bis 2045 eine klimaneutrale nationale Gesamtbilanz zu haben, weit jenseits des eigentlich Notwendigen liegt.[46]

… lokal handeln!

Neben der  globalen Perspektive darf die lokale Komponente nicht außer Acht gelassen werden. Klimaschutzmaßnahmen werden vor Ort implementiert (oder eben auch nicht). Deswegen sind neben all den Anstrengungen auf nationaler und internationaler Ebene insbesondere die Kommunen, Gemeinden und Städte aufgefordert, ihren Teil zur effektiven Bekämpfung des Klimawandels und zur Reduktion der Treibhausgase beizutragen.

Auch wenn bereits heute viel vor Ort geleistet wird, ist zu befürchten, dass die Anstrengungen immer noch als unzureichend bewertet werden müssen. Beispielsweise hat die Stadt Nürnberg bereits seit 2010 einen Klimaschutzfahrplan und würdigt auch explizit das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Insofern hat die mittelfränkische Metropole bereits erste wichtige Schritte in die richtige Richtung unternommen, aber nun bedarf es kräftiger Nachbesserungen sowie effektiver und konsequenter Maßnahmen. Bis 2030 strebt die Stadt Nürnberg lediglich eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 60% (bezogen auf 1990) an, was bei weitem nicht ausreichen wird. Das hierfür notwendige Ziel der Klimaneutralität wird gar nicht erst ins Auge gefasst.[47] Als klimaneutral würde die Stadt gelten, wenn sie keinen negativen, also erwärmenden Einfluss, mehr auf das Klima hätte (z.B. durch die Kompensierung und Vermeidung von Treibhausgasen).

Die obigen Ausführungen haben deutlich gemacht: der Einsatz für einen lokalen Klimaschutz ist auch der Einsatz für einen globalen Menschenrechtsschutz. Wir müssen somit dringender denn je unsere Verantwortung auch vor Ort anerkennen und uns ihr auch konsequent stellen! Vor diesem Hintergrund ist es begrüßenswert, wenn Initiativen wie GermanZero entstehen, die u.a. zahlreiche Bürgerbegehren und Bürgerentscheide (sog. KlimaEntscheide) initiieren und unterstützen. Diese KlimaEntscheide fordern ihre jeweiligen Kommunen dazu auf, Klimaneutralität bis 2030 bzw. 2035 zu erreichen.[48] Dass solche Initiativen auch erfolgsversprechend sind, zeigen die zahlreichen positiven Beispiele deutschlandweit.[49] Exemplarisch kann die bayerische Stadt Landshut angeführt werden, in der der Stadtrat aufgrund der Initiative des Landshuter KlimaEntscheids zusätzliche Gelder für Klimaschutzmaßnahmen beschlossen hat, mit dem Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden.[50]

Weil Klimaschutz also immer auch Menschenrechtsschutz ist, unterstützen wir als Nürnberger Menschenrechtszentrum (NMRZ) den KlimaEntscheid Nürnberg! Mehr zum KlimaEntscheid Nürnberg und wie auch jede*r persönlich diese Initiative unterstützen kann: hier!

 

Quellen:

[1] United Nations Convention to Combat Desertification (2022), abrufbar unter https://www.unccd.int/actions/united-nations-decade-deserts-2010-2020-and-fight-against-desertification

[2] European Commission Joint Research Centre (2018), abrufbar unter https://phys.org/news/2018-06-world-atlas-desertification-unprecedented-pressure.html; der vollständige Bericht ist abrufbar unter https://wad.jrc.ec.europa.eu/

[3] United Nations Convention to Combat Desertification (2022), abrufbar unter https://www.unccd.int/

[4] European Commission Joint Research Centre (2018), abrufbar unter https://phys.org/news/2018-06-world-atlas-desertification-unprecedented-pressure.html

[5] J.M. Robine et al (2007), Heat Wave Project, abrufbar unter ec.europa.eu/health/ph_projects/2005/action1/docs/action1_2005_a2_15_en.pdf

[6] European Commission Joint Research Centre (2018), abrufbar unter https://phys.org/news/2018-06-world-atlas-desertification-unprecedented-pressure.html

[7] W. Bommert (2017), Bundeszentrale für politische Bildung, abrufbar unter https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/261341/landgrabbing

[8] United Nations (2022), abrufbar unter https://www.un.org/en/observances/desertification-day/background

[9] European Commission Joint Research Centre (2018), abrufbar unter https://phys.org/news/2018-06-world-atlas-desertification-unprecedented-pressure.html

[10] Weltgesundheitsorganisation (2021), abrufbar unter https://www.who.int/news/item/22-09-2021-new-who-global-air-quality-guidelines-aim-to-save-millions-of-lives-from-air-pollution

[11] Umweltbundesamt (2021), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/feinstaub-belastung#gesundheitliche-wirkungen

[12] Lars Fischer (2014), Spektrum, abrufbar unter https://www.spektrum.de/news/bis-zu-40-tage-mehr-smog-durch-den-klimawandel/1296409

[13] Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages (2018), abrufbar unter https://www.bundestag.de/resource/blob/572254/b6c277110173d17aa1ef3e9e2de89061/wd-8-085-18-pdf-data.pdf

[14] Deutscher Bundestag (2018), abrufbar unter https://archive.org/stream/ger-bt-drucksache-19-1100/1901100_djvu.txt

[15] B. Marzeion und A. Levermann (2014), Environmental Research Letter 9, 034001, abrufbar unter https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/9/3/034001/pdf

[16] S. Albert et al (2016), Environmental Research Letter 11, 054011, abrufbar unter https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/5/054011

[17] L. Denz (2017), Forschung und Wissen, abrufbar unter https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/steigender-meeresspiegel-verschluckte-bereits-acht-inseln-13372484

[18] Amnesty International (2020), abrufbar unter https://www.amnesty.org/en/latest/news/2020/01/un-landmark-case-for-people-displaced-by-climate-change/

[19] BR (2021), abrufbar unter https://www.br.de/klimawandel/meeresspiegel-steigt-klimawandel-meer-eis-eisschmelze-ple-100.html

[20] K.R. Tanaka und K.S. Van Houtan (2022), PLOS Climate 1(2): e0000007; abrufbar unter https://doi.org/10.1371/journal.pclm.000000

[21] Forschung und Lehre (2019), abrufbar unter https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/125-millionen-menschen-von-hitzewellen-betroffen-1641/

[22] A. Dosio et al (2018), Environmental Research Letter 13, 054006, abrufbar unter https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aab827

[23] Intergovernmental Panel on Climate Change (2021), abrufbar unter https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

[24] R. Mukerji (2019), Welthunger-Index, abrufbar unter https://www.globalhungerindex.org/de/issues-in-focus/2019.html

[25] R. Mukerji (2019), Welthunger-Index, abrufbar unter https://www.globalhungerindex.org/de/issues-in-focus/2019.html

[26] B. Wake (2012), Nature Climate Change 2, S. 566, abrufbar unter https://www.nature.com/articles/nclimate1647

[27] Unicef (2020), abrufbar unter https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/presse/2020/un-report-nahrungssicherheit-hunger/221914

[28] R. Mukerji (2019), Welthunger-Index, abrufbar unter https://www.globalhungerindex.org/de/issues-in-focus/2019.html

[29] Met Office Hadley Centre und UN-Welternährungsprogramm (2022), Food Insecurity and Climate Change Vulnerability Index, abrufbar unter https://www.metoffice.gov.uk/food-insecurity-index/

[30] J. Schmidt-Chanasit (2020), Bundeszentrale für politische Bildung, abrufbar unter https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/coronavirus/308483/pandemien-umwelt-und-klima

[31] Weltgesundheitsorganisation (2022), abrufbar unter https://covid19.who.int/

[32] Intergovernmental Panel on Climate Change (2021), abrufbar unter https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

[33] J. Schmidt-Chanasit (2020), Bundeszentrale für politische Bildung, abrufbar unter https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/coronavirus/308483/pandemien-umwelt-und-klima

[34] D. Ionesco (2019), United Nations, abrufbar unter https://www.un.org/sustainabledevelopment/blog/2019/06/lets-talk-about-climate-migrants-not-climate-refugees/

[35] M. Mizutori (2018), United Nations (2018), abrufbar unter https://www.un.org/press/en/2018/gaef3500.doc.htm

[36] Weltbank (2018), abrufbar unter https://documents.worldbank.org/curated/en/983921522304806221/pdf/124724-BRI-PUBLIC-NEWSERIES-Groundswell-note-PN3.pdf

[37] A. Missirian und W. Schlenker (2017), Science 358, 6370, S. 1610-1614, abrufbar unter https://www.science.org/doi/10.1126/science.aao0432

[38] A.K. Steger (2021), Nürnberger Menschenrechtszentrum, abrufbar unter https://www.menschenrechte.org/blog/klima-und-menschenrechte-vier-spannende-klagen-die-man-im-auge-behalten-sollte-teil-i/

[39] B. von Brackel (2017), Süddeutsche Zeitung, abrufbar unter https://www.sueddeutsche.de/wissen/klimawandel-flucht-aus-dem-paradies-1.3726235

[40] Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (2020), OHCHR, abrufbar unter https://www.ohchr.org/en/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=25482&LangID=E

[41] E. Seidnitzer (2021), Nürnberger Menschenrechtszentrum, abrufbar unter https://www.menschenrechte.org/de/2021/10/18/oekozid-das-gesetz-aendern-die-erde-schuetzen/

[42] H. Dempster und K. Ober (2020), Center for Global Development, abrufbar unter https://www.cgdev.org/blog/new-zealands-climate-refugee-visas-lessons-rest-world

[43] Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (2022), MCC, abrufbar unter https://www.mcc-berlin.net/forschung/co2-budget.html

[44] B. Pötter (2019), taz, abrufbar unter https://taz.de/CO2-Budget-fuer-Deutschland/!5642592/

[45] Umweltbundesamt (2021), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/konsum-umwelt-zentrale-handlungsfelder/klimaneutral-leben-verbraucher-starten-durch-beim%20-%20textpart-2#bedarfsfelder

[46] Bundesregierung (2021), abrufbar unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672

[47] KlimaEntscheid Nürnberg (2022), abrufbar unter https://www.klimaentscheid-nuernberg.de/ziele

[48] GermanZero (2022), abrufbar unter https://germanzero.de/handeln/klimaentscheide

[49] GermanZero (2022), abrufbar unter https://mitmachen-wiki.germanzero.org/wiki/index.php?title=Klimaentscheide:Erfolge_der_Klimaentscheide

[50] GermanZero (2021), abrufbar unter https://germanzero.de/blog/schritt-fur-schritt-zur-klimaneutralitat-wie-sich-das-team-vom-klimaentscheid-landshut-fur-den-klimaschutz-im-landkreis-einsetzt

 

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