Michael Krennerich, Michaela Lissowsky, Marco Schendel: Die Freiheit der Menschenrechte. Festschrift für Heiner Bielefeldt zum 65. Geburtstag, Frankfurt/Main (Wochenschau-Verlag) 2023, 446 Seiten

28. August 2023 | Von | Kategorie: Rezensionen

von Otto Böhm

 

 

Die Überraschung im Nürnberger Menschenrechtszentrum war vollkommen gelungen: Zu Heiner Bielefeldts Geburtstagsfest am Nürnberger Hans-Sachs-Platz gab es ein Geschenk, mit dem er wirklich nicht gerechnet hatte; Das Trio Krennerich/Schendel/Lissowsky hatte es geschafft, definitiv hinter seinem Rücken eine opulente Festschrift zu organisieren. Im Wochenschau-Verlag wird sie so vorgestellt:

„Theorie und Praxis der Menschenrechte sind das Lebensthema von Heiner Bielefeldt. Anlässlich seines 65. Geburtstages versammelt die Festschrift philosophische sowie rechts- und politikwissenschaftliche Beiträge namhafter Autor:innen zum Thema.“
Naturgemäß hat eine Festschrift kein einheitliches Thema; ich erlaube mir deshalb, das Inhaltsverzeichnis hier reinzustellen:

Begründung und Subjekte der Menschenrechte

Linda Hogan: Justifying Human Rights: Plural Foundations, Embedded Universalism

Erasmus Mayr: Menschenrechte ohne Widerstandsrecht? Zur Aktualität Kants für den heutigen Menschenrechtsdiskurs

Hans Joas: Sind die Menschenrechte religiösen Ursprungs?

Daniel Bogner: “Zeitenwende” für die Menschenrechte? Religiöse Praxis als Modell einer neuen Plausibilität für das weltweite Freiheitsethos

Marco Schendel: Rechte des ganzen Menschen – Zur Unteilbarkeit der Menschenrechte aus anthropologischer Sicht

Elisabeth Holzleithner: Religionsfreiheit und Geschlechtergleichheit: Konflikte, Kontroversen, Synergien

Ralf Stoecker: Behinderung und Menschenwürde

Suzanne Cahill: Dementia: A Disability and a Human Rights Concern

Ludwig Siep: Menschenrechte und Techniken der Selbstperfektion

Bernd Ladwig: Von Menschenrechten zu Tierrechten

Institutionen und Politik der Menschenrechte

Janika Spannagel: Menschenrechte als demokratische Praxis: Eine Auseinandersetzung mit Hannah Arendt

Rainer Huhle: Wie universell sind die Menschenrechte? Fragen wir Hansa Mehta

Markus Krajewski: „You say universal, I say extraterritorial – Let’ s call the whole thing …”

Interdisziplinäre Gedanken zu extraterritorialen Menschenrechtsverpflichtungen am Beispiel des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes

Morten Kjaerum: MeToo and Woke: A Contribution to the Fight against Discrimination. How Can Human Rights Mechanisms Benefit from New Trends?

Barbara Lochbihler: Reflexionen zur Menschenrechtspolitik der Europäischen Union

Mary Beloff und Laura Clérico: Das Recht auf ein würdiges Leben (derecho a la vida digna) als soziales Recht: ein erneuter Blick auf die Rechtsprechung des IAGMR

Eberhard Eichenhofer: Soziale Menschenrechte und Demokratie

Beate Rudolf: Nationale Menschenrechtsinstitutionen – Chancen und Grenzen

Katrin Kinzelbach: Wie Smartphones und Satellitenbilder Menschenrechtsverletzungen sichtbar machen Chancen und Grenzen der digitalen Dokumentation am Beispiel von Hongkong und Xinjiang

Christoph Safferling (FAU): Schutz vor massiven Menschenrechtsverletzungen mit den Mitteln des Strafrechts

Würdigung

Michael Wiener: Religionsfreiheit in der Architektur der Menschenrechte – Heiner Bielefeldts Beitrag

Wegbegleiter*innen melden sich zu Wort

Michael Krennerich: Die vielen Seiten des vielseitigen Heiner B.

Herta Däubler-Gmelin: Für Heiner Bielefeldt

Frauke Lisa Seidensticker: Heiner Bielefeldt als Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte

Petra Follmar-Otto: Menschenrechte – die unabgeschlossene Lebensgeschichte

Daniel Legutke: Begegnungen

“Respekt vor dem Menschen und seiner Biographie” – Angelpunkt des Einsatzes für die Menschenrechte in Politik und katholischer Kirche

Michaela Lissowsky: Heiner Bielefeldt – Vertrauensbilder und Institutionenschaffer

Nadja Kutscher: Das Doktorand*innen-Kolloquium

 

Diese Namen und ihr Gewicht in der Menschenrechtsforschung und Praxis sprechen für sich. In ihren Beiträgen zeigt sich die thematische und institutionelle Breite von Heiner Bielefeldts Arbeit: Von der philosophischen Begründung der Menschenrechte mit dem Werk „“Philosophie der Menschenrechte – Grundlagen eines weltweiten Freiheitsethos“ (1998) und der interreligiösen Menschenrechtsdiskussion vor allem mit islamischen Traditionen über die Leitung des Deutschen Institut für Menschenrechte (2003 – 2009), mit den Themen Inklusion, Migration und Antidiskriminierung und die Arbeit als UN-Berichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit (2010 – 2016) bis zur Professur an der FAU in Erlangen (seit 2010). Ein aktuelles Beispiel für das Engagement von Heiner Bielefeldt auch außerhalb der Hochschule, auf das sich einige der Beiträge auch beziehen, ist die Schrift „Sources of Solidarity A Short Introduction to the Foundations of Human Rights“ (FAU University Press2022) als Beitrag zum Programm „Jesuit Worldwide Learning“. Aus ihr lässt sich auch einiges zur Sicht H.B.s auf die zeitgenössische akademische Menschenrechtskritik entnehmen.

Fest und Festschrift drücken den Dank aus, den das Nürnberger Menschenrechtszentrum dem Geburtstagskind gerne für seine Unterstützung und seine immer weiterführenden politisch-philosophischen Leitgedanken zollt.

 

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