von Otto Böhm
Die Überraschung im Nürnberger Menschenrechtszentrum war vollkommen gelungen: Zu Heiner Bielefeldts Geburtstagsfest am Nürnberger Hans-Sachs-Platz gab es ein Geschenk, mit dem er wirklich nicht gerechnet hatte; Das Trio Krennerich/Schendel/Lissowsky hatte es geschafft, definitiv hinter seinem Rücken eine opulente Festschrift zu organisieren. Im Wochenschau-Verlag wird sie so vorgestellt:
„Theorie und Praxis der Menschenrechte sind das Lebensthema von Heiner Bielefeldt. Anlässlich seines 65. Geburtstages versammelt die Festschrift philosophische sowie rechts- und politikwissenschaftliche Beiträge namhafter Autor:innen zum Thema.“
Naturgemäß hat eine Festschrift kein einheitliches Thema; ich erlaube mir deshalb, das Inhaltsverzeichnis hier reinzustellen:
Begründung und Subjekte der Menschenrechte
Linda Hogan: Justifying Human Rights: Plural Foundations, Embedded Universalism
Erasmus Mayr: Menschenrechte ohne Widerstandsrecht? Zur Aktualität Kants für den heutigen Menschenrechtsdiskurs
Hans Joas: Sind die Menschenrechte religiösen Ursprungs?
Daniel Bogner: “Zeitenwende” für die Menschenrechte? Religiöse Praxis als Modell einer neuen Plausibilität für das weltweite Freiheitsethos
Marco Schendel: Rechte des ganzen Menschen – Zur Unteilbarkeit der Menschenrechte aus anthropologischer Sicht
Elisabeth Holzleithner: Religionsfreiheit und Geschlechtergleichheit: Konflikte, Kontroversen, Synergien
Ralf Stoecker: Behinderung und Menschenwürde
Suzanne Cahill: Dementia: A Disability and a Human Rights Concern
Ludwig Siep: Menschenrechte und Techniken der Selbstperfektion
Bernd Ladwig: Von Menschenrechten zu Tierrechten
Institutionen und Politik der Menschenrechte
Janika Spannagel: Menschenrechte als demokratische Praxis: Eine Auseinandersetzung mit Hannah Arendt
Rainer Huhle: Wie universell sind die Menschenrechte? Fragen wir Hansa Mehta
Markus Krajewski: „You say universal, I say extraterritorial – Let’ s call the whole thing …”
Interdisziplinäre Gedanken zu extraterritorialen Menschenrechtsverpflichtungen am Beispiel des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes
Morten Kjaerum: MeToo and Woke: A Contribution to the Fight against Discrimination. How Can Human Rights Mechanisms Benefit from New Trends?
Barbara Lochbihler: Reflexionen zur Menschenrechtspolitik der Europäischen Union
Mary Beloff und Laura Clérico: Das Recht auf ein würdiges Leben (derecho a la vida digna) als soziales Recht: ein erneuter Blick auf die Rechtsprechung des IAGMR
Eberhard Eichenhofer: Soziale Menschenrechte und Demokratie
Beate Rudolf: Nationale Menschenrechtsinstitutionen – Chancen und Grenzen
Katrin Kinzelbach: Wie Smartphones und Satellitenbilder Menschenrechtsverletzungen sichtbar machen Chancen und Grenzen der digitalen Dokumentation am Beispiel von Hongkong und Xinjiang
Christoph Safferling (FAU): Schutz vor massiven Menschenrechtsverletzungen mit den Mitteln des Strafrechts
Würdigung
Michael Wiener: Religionsfreiheit in der Architektur der Menschenrechte – Heiner Bielefeldts Beitrag
Wegbegleiter*innen melden sich zu Wort
Michael Krennerich: Die vielen Seiten des vielseitigen Heiner B.
Herta Däubler-Gmelin: Für Heiner Bielefeldt
Frauke Lisa Seidensticker: Heiner Bielefeldt als Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte
Petra Follmar-Otto: Menschenrechte – die unabgeschlossene Lebensgeschichte
Daniel Legutke: Begegnungen
“Respekt vor dem Menschen und seiner Biographie” – Angelpunkt des Einsatzes für die Menschenrechte in Politik und katholischer Kirche
Michaela Lissowsky: Heiner Bielefeldt – Vertrauensbilder und Institutionenschaffer
Nadja Kutscher: Das Doktorand*innen-Kolloquium
Diese Namen und ihr Gewicht in der Menschenrechtsforschung und Praxis sprechen für sich. In ihren Beiträgen zeigt sich die thematische und institutionelle Breite von Heiner Bielefeldts Arbeit: Von der philosophischen Begründung der Menschenrechte mit dem Werk „“Philosophie der Menschenrechte – Grundlagen eines weltweiten Freiheitsethos“ (1998) und der interreligiösen Menschenrechtsdiskussion vor allem mit islamischen Traditionen über die Leitung des Deutschen Institut für Menschenrechte (2003 – 2009), mit den Themen Inklusion, Migration und Antidiskriminierung und die Arbeit als UN-Berichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit (2010 – 2016) bis zur Professur an der FAU in Erlangen (seit 2010). Ein aktuelles Beispiel für das Engagement von Heiner Bielefeldt auch außerhalb der Hochschule, auf das sich einige der Beiträge auch beziehen, ist die Schrift „Sources of Solidarity A Short Introduction to the Foundations of Human Rights“ (FAU University Press2022) als Beitrag zum Programm „Jesuit Worldwide Learning“. Aus ihr lässt sich auch einiges zur Sicht H.B.s auf die zeitgenössische akademische Menschenrechtskritik entnehmen.
Fest und Festschrift drücken den Dank aus, den das Nürnberger Menschenrechtszentrum dem Geburtstagskind gerne für seine Unterstützung und seine immer weiterführenden politisch-philosophischen Leitgedanken zollt.