von Dieter Maier
März 2024
Walther Rauff war der Organisator der Gaswagenmorde in den während des 2. Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht besetzen Gebieten in Osteuropa. Rauff arbeitete insgesamt vier Jahrzehnte lang für vier Geheimdienste in drei Kontinenten. Der Bundesnachrichtendienst (BND) gab im Dezember 2022 nach jahrelanger Wartezeit und einem gegen die langen Bearbeitungszeiten protestierenden Leserbrief in der FAZ vom 27.12.2022 die gesamten Unterlagen zu Rauff frei. Sie sind jetzt im Bundesarchiv Koblenz einsehbar.[1]
Rauff im Nationalsozialismus
Rauff war Marineoffizier, bis er sich 1937 scheiden ließ und deshalb den Dienst quittieren musste. Er begann eine zweite Karriere beim Reichsicherheitshauptamt der SS, wo er wegen einiger Vorkenntnisse Leiter der „Gruppe Technik“ wurde, in der er dann die Aufgabe hatte, eine Vergasungsmethode zu entwickeln und zu überwachen, bei der die tödlichen Motorabgase während der Fahrt in die geschlossenen Kabine von Lastwagen eingelassen wurden, in die Juden gepfercht wurden. Die mobilen Vergasungen überforderten die SS-Mannschaften psychisch und wurden durch die Gaskammern der KZs ersetzt. Die SS schickte Rauff von 1942 bis 1943 ins deutsch besetzte Tunesien, um die dortigen Juden zu deportieren. Dazu kam es nicht. 1943 ging Rauff nach Italien, das von der Wehrmacht besetzt worden war, um dort den Widerstand zu bekämpfen. 1945 nahmen ihn die Alliierten gefangen. 1946 floh er aus dem Lager für Kriegsgefangene in Rimini (Italien).
Rauff in Syrien
Von Italien ging er mit Hilfe eines katholischen Priesters „mit einem Vertrag des syrischen Staates“ (BND-Dokumente) nach Syrien. „R. war maßgeblich an dem syrischen Umsturz (1946, D.M.) beteiligt und wurde von dem neuen Regierungschef mit dem höchsten syrischen Orden ausgezeichnet. Er arbeitet direkt unter der Führung des neuen Regierungschefs und kommt täglich mit diesem zusammen… Steht in Verbindung mit Beissner[2]. Ist interessiert an Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien“.[3] Rauf soll, so die Dokumente, den syrischen Geheimdienst aufgebaut haben. Eine andere Notiz lautet: „War im Dienst in Syrien betrunken.“ Nach einem weitere Putsch in Syrien 1948 wurde Rauff dort für einige Tage inhaftiert und dann des Landes verwiesen und blieb eineinhalb Monate im Libanon, von wo er nach Italien zurückkehrte.
Rauff und der israelische Geheimdienst Mossad
Nach dem Sicherheitsdienst (SD) der SS und dem syrischen Geheimdienst hatte Rauff während seines zweiten, kurzen Italienaufenthaltes einen weiteren Geheimdienstkontakt. Diesmal ging es um den israelischen MOSSAD. Am 29.03.2007 schrieben Shraga Elam und Dennis Whitehead in der israelischen Zeitung Haaretz[4], dass der im Aufbau begriffene israelische Geheimdienst nach dem zweiten Weltkrieg Walther Rauff in Italien als Agent anheuerte und ihn als Informanten in Syrien einsetzte, da die Araber Rauff für vertrauenswürdig gehalten hätten. Nach einem Umsturz in Syrien verhalfen die Israelis Rauff 1949 zu einem italienischen Einreisevisum für Ecuador, wo er am 3.12.1949 mit seiner Familie einreiste, so der Artikel. Die Behauptung, dass Rauff für den israelischen Geheimdienst gearbeitet habe, ist nicht neu, aber seit dem Artikel in Haaretz gut belegt. Aus damaliger Sicht heiligte die Gründung des Staats Israel alle Mittel. Es ging nicht um gut und böse, sondern ums Überleben des jungen jüdischen Staates.[5]
Rauff in Ecuador
1949 ging Rauf mit seiner Familie nach Ecuador. Dort lebte er unter dem Namen Raliff, was er bei einem Passantrag gegenüber der deutschen Botschaft mit einem Schreibfehler in seinem libanesischen Pass begründete. Der deutsche Besitzer einer Gaststätte in Ibarra (Ecuador) hörte ihn dort einmal mit einem anderen Deutschen über die „guten alten Zeiten“ reden. Er habe auf den Tisch geschlagen und gesagt: „Noch wissen wir nicht was kommt, aber Sie können versichert sein, wir vergessen keinen“ (gemeint: keinen Juden, D.M.), worauf der Salonbesitzer ihn hinaus warf (PAAA Brief v. Eduard Mantheim, 6.11.62).
In Ecuador freundete sich Rauff mit Augusto Pinochet am, dem späteren chilenischen Diktatur, der von 1956 bis 1959 Mitglied der chilenischen Militärmission in Quito war (Heller 2018, S. 18).
Rauff in Chile
1958 siedelte Rauff nach Chile über, wo seine Söhne Alf und Walter die Offizierslaufbahn begonnen hatten. Rauff arbeitete bis zum Tode seiner Frau 1961 in Santiago und zog dann nach Porvenír im Feuerland, dem dünn besiedelten äußersten Süden Chiles, wo er Teilhaber an einem kleinen Unternehmen für Fischfang und -verarbeitung Sociedad Com. é Imp. Sara Braun war. Dort, in der Nähe der Antarktis, war die Luft rein. „Ich bleibe hier, weil ich jeden sehen kann, der kommt und geht. Niemand würde versuchen, mich hier zu kriegen“, sagte Rauff.[6] 1975 siedelte Rauff wieder nach Santiago über. Nun war sein alter Freund Pinochet chilenischer Diktator, und er konnte sich sicher fühlen. Er saß aber in Chile fest. Die deutsche Botschaft weigerte sich, ihm einen Reisepass auszuhändigen, der bereits ausgestellt war und heute zum Archivbestand des Auswärtigen Amtes (AA) gehört.
Ernst Schäfer, der deutsche Konsul für die Provinz Punta Arenas, in der Porvenír liegt, schrieb, Rauff habe sich „immer und in jeder Beziehung als korrekter Mann betragen“.[7] Schäfer, der lange Vizepräsident und Präsident des Deutschen Vereins von Punta Arenas gewesen war, schrieb, Vereinspräsident Lahmann habe ihm sein „menschliches Bedauern“ ausgedrückt und sah Rauffs Verhaftung, von der im Folgenden die Rede sein wird, als „gefährlicher“ für die „Integrität unserer Gemeinschaft“ an als alles Frühere. Die Akten des BND und des AA betonen chilenische Sympathien für Rauff und nur gelegentlich die Gegenseite. Immerhin gibt es auch dies: Am 10.8.64 schrieb Schäfer an die Botschaft, ein Herr Levi habe Rauff erkannt und blutig geschlagen und im Polizeiverhör beteuert, das nächste Mal werde er ihn totschlagen. Rauff verzichtete auf eine Anzeige und heilte seine Gesichtswunde im Verborgenen aus.
Rauff hielt sich mit öffentlichen Auftritten zurück. 1966 fand ihn aber ein Team des US-Senders NBC-TV. Er habe im 2. Weltkrieg seine Pflicht getan, sagte er im Interview. Vielleicht helfe der Vietnamkrieg dem amerikanischen Volk zu verstehen, was damals in Deutschland geschehen sei. Kurz darauf interviewte der Sender eine Freundin Rauffs, die sagte, Rauff liebe keine Stierkämpfe, weil es grausam sei, wehrlose Tiere zu bekämpfen.[8] „Sind Sie schuldig?“, fragte ein anderer Reporter. „Nein“, sagte Rauff. Im Krieg erhalte man Befehle und müsse sie ausführen. Die Wörter morden, massakrieren, töten bedeuteten alle dasselbe. Es gebe keine Zeit für Gefühle. Dann spricht Rauff lobend von einem Buch des französischen Revisionisten Maurice Bardèche über die Nürnberger Prozesse (chil. Zeitungsbericht ohne Quellenangabe, Archiv Fritz Bauer Institut).
Rauff nahm an diesem südlichsten Zipfel der bewohnten Welt die Rolle des zivilisationsbringenden gringos ein. 1966 fuhren der örtliche Gouverneur und der Polizeichef der deutsche Botschafter Gottfried von Nostitz, der am Widerstand gegen Hitler beteiligt gewesen war und gerade eine Dienstreise nach Porvenír machte, zur „besten Fabrik“ der Gegend, die, wie es in dem Bericht von Nostitz heißt, zudem mit Kapital des (von den Nationalsozialisten arisierten) deutschen Kaufhauses Hertie errichtet worden sei. Von Nostitz stutzte und fragte, ob der Gouverneur „einen gewissen Rauff kenne und ob dieser etwas mit der Fabrik, vor der wir inzwischen angelangt waren, zu tun habe. Der Gouverneur bejaht beides mit der größten Selbstverständlichkeit. Rauff leite sie, und schon war er in den Hof hineingefahren. Ich konnte nur noch erwidern und tat dies sehr deutlich, dass ich dem Herrn nicht zu begegnen wünschte. Der Gouverneur antwortete, ich brauchte dies nicht zu befürchten, Rauff sei abwesend.“ (Botschaft an AA, 17.1.66). Wenn Ausländer kamen, hielt sich Rauff diskret im Hintergrund.
Rauff und der BND
Der Bundesnachrichtendienst (BND) beschäftigte Rauff in Chile von 1958 bis 1962. “Getippt“ (heißt wohl: angebahnt) hatte ihn Wilhelm Beissner 1958. Dr. rer. pol. Beissner (V-11 728) war Referent im Außenpolitischen Amt der NSDAP und später Sturmbannführer im Reichssicherheitshauptamt. Er kannte Rauff, weil auch er in Nordafrika eingesetzt war. Rauff wurde „MA“ (heißt wohl: Mitarbeiter). Der BND wusste von Anfang an, mit wem er es zu tun hatte. „Einsatzleiter der Vergasungswagen“ stand auf einer Karte aus der Zeit der Organisation Gehlen, In den BND-Dokumenten sind zahlreiche Stellen, die von kaum verhüllter NS-Sprache geprägt sind. Rauff unterschreibt „Mit kameradschaftlichem Gruß“. Rauff schreibt über eine angebotene oder tatsächliche Quellen (Federico Nielsen-Reyes in Bolivien): „Hat Mein Kampf ins spanische übersetzt und ist heute noch HITLER-Anhänger.“ Rauff meldet dem BND, er sei „mit jungem Ungarn in Verbindung, der ganz intensiv in der Wahlkampagne für Jorge Prats Echauren tätig ist“. Der Mann sei „sehr rechts, ein Offizier der eisernen Garde (Rumänien), Deutscher… „seinerzeit sehr hohe Stellung in Berlin“, Fliegerhauptmann und Ritterkreuzträger. 1962 wurde Rauff in Santiago in Auslieferungshaft gesteckt. In seinem „1. Brief aus dem Gefängnis schreibt er an seine Söhne: Wenn alle Rauffs Chilenen würden, würde der „chil. Volkskörper um einige gute Elemente wesentlich bereichert werden.“ (BND-Akten) Rauff meint die Verbesserung der chilenischen Rasse (die es nicht gibt) durch nordisches Blut (das es nicht gibt).
Der Täter Rauff stilisiert sich als Opfer seiner Opfer: „Einige junge wild gewordene Juden, die in Chile ansässig sind, würden auf ihm <herumschießen> wollen, aber die alten Juden würden das verhindern wollen, da sonst <Reichskristallnacht> in Santiago.“ Der Judenhass, den Rauff in der SS praktisch umsetzen konnte, tönt in seinen und seiner Söhne Briefen als Drohung nach.
Rauff rekrutiert seine beiden Söhne Walter und Alf und sein Stiefsohn Hans Knacke in Ecuador als „MAs“. Sie dachten wie ihr Vater. Einer von ihnen bekommt wegen „Druckarbeit der Juden“ (BND-Dokumente) keine Arbeit.
Hat der BND von einem Massenmörder Qualitätsarbeit erwartet? Bald heißt es, Rauff liefert zu wenig, von sieben Berichten Rauffs seiend „zwei verwertbar“. Der BND notiert „mangelnde Fähigkeit, Berichte und Meldungen zu schreiben. Seine (Rauffs, D.M.) Stärke liegt vielmehr auf dem Gebiet der Operation, aber auch hier waren seine Leistungen nicht sehr befriedigend.“ Der Stiefsohn in Ecuador mit dem Decknamen „Miguel“ hörte Radio Rebelnde (Cuba) ab, liefert aber „keinerlei politische Erkenntnisse“. Die BND-Akten zu „Miguel“: „Lohnt es, für 4 Meldungen im halben Jahr, die noch dazu keineswegs erschütternd waren, so viel Rummel zu machen und Geld zu investieren?“
Der BND stellt Rauff charakterlich ein miserables Zeugnis aus. Ein frühes Dokument nennt ihn „charakterlich äußerst unzuverlässig“. Er sei als Seeoffizier „völlig verschuldet“ gewesen. Sein Freund Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, kaufte ihn „praktisch los“, und dadurch stand Rauff zu diesem in einem „besonderen Abhängigkeitsverhältnis“. Heydrich setzte ihn „für heikle Sachen (Gaskammerfahrzeuge)“ ein. Mehrfach wird er als „Trinker“ bezeichnet. Ein BND-Mitarbeiter „7388“ charakterisiert Rauff so: „Typ des vierschrötigen, robusten, aber auch unbedingt kameradschaftlichen Seemanns. Hart nahezu direkt aggressiv im Wesen und Auftreten, gibt sich gerne kaltschnäuzig, obwohl im Grunde gefühlsbetont. Die Intelligenzgrenzen sind durch oa (oben angegebene, D.M.) Typenbeschreibung gesetzt. Ohne Zweifel auch heute noch voller innerer und äußerer Einsatzbereitschaft, in dem Augenblick wo er erkennt, dass seine Person, sein Wesen und seine Einstellung anerkannt, gewürdigt und auch benötigt wird… schaltet kurz und entschlossen… Sieht in in (!) einer ND-Tätigkeit (ND: Nachrichtendienst, D.M.) eine folgerichtige Fortsetzung seines früher eingeschlagenen Lebenswegs und damit verbunden als richtig erkannte Aufgabe. Hinzu kommt eine gewisse Abenteuerlust und ein gewissen Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Volk.“ Rauff war überheblich, deutet ständigen Familienstreit an („Wir können uns ja alle drei so herrlich in die Wolle kriegen“.[9] Rauff traf in München, wahrscheinlich während einer BND-Schulung, einen früheren hohen RSHA-Mann, der ihm riet, wegen „Judensachen“ aus Deutschland zu verschwinden. Rauff: Er sei bei einem „westdeutschen Geheimdienst, daher geschützt, er habe „sich wegen der „Judensachen“ bei einem chilenischen Juden „finanziell und unter Hinweis auf seine ND-Beauftragung rückversichert. Er muss gemeint haben, dass Juden für Geld alles machen. Schuldgefühle waren ihm fremd.
Für Rauff sprach, dass er Putscherfahrung gehabt haben soll: „Er war maßgeblich an dem 1. Umsturz in Syrien beteiligt“ und er hatte den syrischen Geheimdienst aufgebaut, so die BND-Akten. Unfähig zur politischen Analyse und zum Berichteschreiben, sollte Rauf ein Agentennetz aufbauen. Bereits hierfür war er eine Verlegenheitslösung: „7410 (d.h. Rauff, D.M.) ist leider z.Z. der einzige MA in Südamerika, der vom technischen und persönlichen aus in der Lage ist, einen gewissen Raum (Chile, Peru, Ekuador, Bolivien) mit seinen Verbindungen aufzuklären“. Die Reise Rauffs zum Aufbau eines Agentennetzes wurde ein Misserfolg. Er sollte, „kommunistische Unterwanderung der Intelligenz“ beobachten. Der Trupp von alten Nazis und rechten Lateinamerikanern, die Rauff als Kontakte nannte, konnte höchstens Ideologie produzieren.
Nach seiner Verhaftung am 3.12.1962 in Chile schaltete der BND Rauff wegen „mangelnder Fähigkeit“ (s.o.) ab. Das war ein Vorwand, um einen Skandal zu vermeiden, falls Rauffs MA-Tätigkeit für den BND bekannt würde. Der BND nennt das Abschaltedatum 5.2.1963. Rauff habe bis zu diesem Datum geheimdienstliches Material wegen einer „bekannt gewordenen bevorstehenden Hausdurchsuchung“ vernichtet. An einer anderen Stelle der Akten ist von Abschaltung „mit Wirkung vom 31.10.1962“ die Rede (BND-Dokumente)[10]. Am 14. Juni 1984 legte der BND mit der leicht selbstkritischen Formulierung nach, die Abschaltung sei mit der „etwas nebulosen Begründung <Mangelnde politische Übersicht>“ erfolgt.
Rauff erpresste. In einem Brief vom 9. Mai 1963 an den BND droht er, mit seinen Informationen zur NS-Vergangenheit deutscher Diplomaten auszupacken, falls der BND die Kosten von 40.000 DM für seinen chilenischen Rechtsanwalt nicht übernehme. Auf diese kaum verhüllte Erpressung konnte der BND nicht eingehen. Allerdings bekam Rauffs Familie noch einmal 3200 Mark als Zuschuss für Anwaltskosten. Ein Schweigegeld?
Die BND-Akten stellen nicht nur Rauff in ein schlechtes Licht, sondern auch den Dienst selbst. Dass sich die „Organisation Gehlen“ und der Auslandsgeheimdienst der neu gegründeten Bundesrepublik aus Leuten des NS-Repressionsapparats zusammensetzten, erklärt sich aus der Frühgeschichte der BRD und ihrer Kontinuität mit dem NS-Staat. Männer aus dem SD boten sich wegen ihrer angeblichen Kenntnisse im Kampf gegen den Kommunismus zur Mitarbeit an. Tatsächlich war der SD eher eine Terroreinheit als ein Nachrichtendienst; er hatte kaum Erfahrungen mit Observieren, Abhören, Analysieren und Infiltrieren. Aus Rauffs in die BND-Akten gelangten Briefen spricht Unerfahrenheit, Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Zu liefern hatten er und seine Söhne nichts. Die BND-Einschätzung „mangelhaft“ gibt ihm die richtige Note.
Warum rekrutierte der BND diesen Versager und Massenmörder? Die BND-Akten geben nur die Antwort, dass er eine Verlegenheitslösung war. Was die BRD gegen die „kommunistische Unterwanderung der Intelligenz“ unternommen hätte, ist völlig unklar. Die Vermutung liegt nahe, dass der BND im Windschatten des CIA seinen kleinen Beitrag im antikommunistischen Kampf leisten wollte, koste es, was es wolle. Auf jeden Fall handelte der BND unmoralisch, planlos und ineffektiv.
Rauff war aber nicht nur eine Verlegenheitslösung. Er war leichte Beute für die Rekrutierung. Das Opfer muss nahe am Abgrund stehen, und „der Abgrund muss möglichst tief sein…“ (Coler 2017, S. 131). Schulden, Alkoholismus und die ständige Gefahr aufzufliegen bringen zynisch-loyale Mitarbeiter hervor. Rauff empfand den BND als Rückversicherung und sagte das auch (sein Gespräch in München, s.o.).
Die Auslieferungsanträge
1962 fühlte die bundesdeutsche Justiz beim Auswärtigen Amt (AA) wegen eines Auslieferungsantrags gegen Rauff vor. Da die deutsche Botschaft in Santiago am Erfolg des Antrags zweifelte, bat sie den „bekannten jüdischen Anwalt und Professor für Strafrecht“ Miguel Schweitzer um ein Gutachten. Schweitzer, der nach dem Putsch Justizminister Pinochets wurde und nach dessen Verhaftung in London 1998 zu seinem Verteidigerteam gehörte, kam zu dem Ergebnis, dass der Oberste Gerichtshof die Auslieferung wegen der in Chile geltenden Verjährungsfristen und des politischen Charakters der Straftaten, auf die Rauff sich berufen werde, ablehnen würde. Botschafter Strack schloss sich dieser Einschätzung an. Die Botschaft versuchte es dennoch und nahm nach Rücksprache mit dem AA Rechtsanwalt Eduardo Novoa als Beistand. In Chile hätte ein förmliches Verfahren angestrengt werden müssen für Taten, die in beiden Staaten strafbar und in Chile nicht verjährt waren. Die deutsche Justiz warf Rauff Taten im Jahre 1942 vor, für die die chilenische Verjährungsfrist 15 Jahre betrug. Novoa musste argumentieren, dass die Unterbrechung der Verjährungsfrist durch den deutschen Haftbefehl auch für Chile galt. Da es kein chilenisch-deutsches Auslieferungsabkommen gab, waren viele Vorgehensweisen nicht geregelt.
Der deutsche Haftbefehl genügte für eine vorläufige Auslieferungshaft. Rauff wurde am 3.12. 1962 in Punta Arenas verhaftet und am nächsten Tag nach Santiago geflogen. Bei der Vernehmung machte er einen „ruhigen Eindruck“. Er sagte, er sei 1925 als Kadett der deutschen Kriegsmarine in Valparaíso und Punta Arenas gewesen. Er habe im zweiten Weltkrieg „niemals an einer Exekution teilgenommen“. Von der Ermordung von Juden in den Gaswagen habe er nichts gewusst; er habe nur einmal zwei dieser Wagen auf einem Parkplatz in Berlin gesehen. Nach dem Krieg sei er von den Briten wegen der Gaswagen befragt, aber nicht einmal als Zeuge vor den Nürnberger Gerichtshof geladen worden.[11] Er sei aus dem Gefangenlager („Konzentrationslager“) in Italien geflohen und habe sich eineinhalb Jahre in katholischen Klöstern versteckt. Mit Hilfe eines katholischen Priesters habe er seine Frau aus der Sowjetischen Besatzungszone geholt und sei dann „mit einem Vertrag des syrischen Staates“ nach Syrien ausgereist. Er sei 1948 eineinhalb Monate im Libanon gewesen. „Später war ich mit meiner Familie in Ecuador“, sagt das Vernehmungsprotokoll ohne Übergang.
Rauff legte Rechtsmittel gegen die geplante Abschiebung ein. Er hatte gute Karten. Es gab keinen israelischen Auslieferungsantrag. Bei der Vernehmung sagte er, er sei 1959, 1961 und 1962 unbehelligt in Deutschland gewesen. Von dieser Information war das chilenische Gericht, wie die Botschaft schreibt, „etwas beeindruckt“. Welcher Staat bittet um Auslieferung eines Mannes, der kurz zuvor drei Mal dort war? Die deutschen Behörden waren schlecht vorbereitet. Botschaft und AA, die mindestens seit 1961 von dem geplanten Auslieferungsantrag wussten, standen nun auf einmal unter Zeitdruck und mussten dringend Beweismaterial beschaffen und übersetzen lassen. Die Kommunikationswege liefen von der Staatsanwaltschaft Hannover über das niedersächsische Justizministerium, das Bundesjustizministerium, das AA, die Deutsche Botschaft in Santiago und das dortige Außen- und Innenministerium zum chilenischen Oberstern Gerichtshof und auf demselben Weg zurück. Das kostete Zeit. Die deutsche Justiz hielt zunächst Rauffs Aussage, er sei dreimal in Deutschland gewesen, für eine Schutzbehauptung, bis sie kleinmütig eingestehen musste, dass es stimmte. Rauff war zum Beispiel auf der Hannoveraner Messe gewesen, also in der Stadt, in der die Ermittlungen gegen ihn geführt wurden. Dass die beiden anderen Deutschlandaufenthalte der Schulung beim BND dienten, war damals öffentlich nicht bekannt und sollte auch nicht bekannt werden.
Deutsche Beteiligte an den Gaswagen-Aktionen haben Rauff konkret belastet. Aber es war zunächst unklar, wie der Auslieferungsgrund zu formulieren war. In einem Telegramm vom 10.12.1962 an die Botschaft in Ecuador ist die Rede vom „dringenden Verdacht, sich durch [im Entwurf durchgestrichen: „seine Mitwirkung am Bau und Einsatz dieser [Gas-]Wagen“, handschriftlich: „seine Beteiligung“] des Mordes in mindestens 97.000 Fällen strafbar gemacht zu haben.“ Diese Unklarheit zieht sich durch die hektische Korrespondenz, die nun einsetzte, bis sich die Formulierung „Beteiligung“ und „schuldig“ statt „strafbar“ durchsetzte.
Teile der chilenischen Öffentlichkeit waren gegen eine Auslieferung Rauffs. Der Auslieferungsantrag wurde als Einmischung empfunden. „Die chilenische öffentliche Meinung ist absolut positiv. Studentendemonstrationen nach dem 4.12.1962 (für Rauff, D.M.) konnten im letzten Augenblick verhindert werden“, behaupten die BND-Akten.
Deutsche genießen in Chile ein hohes Ansehen, und umso mehr deutsche Weltkriegsoffiziere in Militärkreisen. Das deutsche Konsulat im nordchilenischen Antofagasta schrieb am 4.3.63 an die Botschaft in Santiago zu den örtlichen Reaktionen auf Rauffs Verhaftung: „Am meisten kommentiert wurde er (der Fall Rauff, D.M.) in Offizierskreisen der hiesigen Division des chilenischen Heeres, da zwei augenbl. hier stationierte Regimentskommandeure Herrn Rauff von Jahren in Ecuador kennenlernten und sich scheinbar sehr mit ihm angefreundet hatten. Sie bezeichnen ihn als einen sehr kultivierten Menschen, dem man von seiner Vergangenheit nichts anmerke. Zum Urteilsspruch in 1. Instanz kommentierten diese selben Herren, dass es wünschenswert wäre, wenn das Oberkommando des chilenischen Heeres intervenieren würde, um die Frage der Disziplin ein für alle Mal klarzustellen. Ihrer Ansicht nach war das Nürnberger Gericht schon ein Irrtum, und eine weitergehende Bestrafung des Gehorsams Untergebener könne das ganze Prinzip der Disziplin im chilenischen Heer untergraben.“ Diese Passage legt nahe, dass es sich um dieselben Offiziere handelte, die dafür Sorge getragen hatten, dass Rauffs Söhne Alf und Walter als Ausländer chilenische Offiziere werden konnte.
Was aber hat der Fall Rauff mit dem „ganzen Prinzip der Disziplin im chilenischen Heer“ zu tun, was mit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und Preußen? Die Logik dieser Textpassage ist, dass im chilenischen wie im deutschen Fall Gehorsam das oberste Gebot ist, auch wenn der Befehl noch so mörderisch ist. Rauff wurde nach seiner Festnahme zur Projektionsfigur innerchilenischen Dynamiken, und dieses Schema sollte sich wiederholen.
Der Brief des Konsulats nennt die Namen der Offiziere nicht. Einer der beiden war Augusto Pinochet, der von 1956 bis 1959 als Mitglied einer kleinen Militärmission zum Aufbau der dortigen Kriegsakademie in Ecuador und 1963 als Heereskommandeur in Antofagasta war. Martin Cüppers hat aus einem Interview des früheren Stern-Redakteurs Gerd Heidemann mit Rauff entnommen, dass die beiden seit ihrer gemeinsamen Zeit in Ecuador befreundet waren. Damit ist klar, wen das deutsche Konsulat in Antofagasta meinte.
In der chilenischen Gesellschaft gab es einige Sympathien für Rauff. Rauff schreibt aus dem Gefängnis: „Willi (Guillermo, D.M.) Alvarez war in voller Uniform bei mir.“ (möglicherweise gemeint: Gustavo Guillermo Alvares Aguilar, später Brigadegeneral.) Weiter: ein „Admiral aus Rancagua mit seiner straffbusigen Tochter will kommen“ (ins Gefängnis). Zu den Streitkräften heißt es in den BND-Akten, es gebe „<Putschelemente> in ihren Reihen (Kreise um den stellvertretenden Außenminister Prof. BARROS JARPA)…“ „Die Streitkräfte, insbesondere die Marine, sehen in dem preussisch ausgerichteten Rauff einen der Ihren…“ Als ein Grund wird genannt, „…dass der Antisemitismus in CHILE weit größer ist als vermutet“ (Grund: „starker jüdischer Einfluss“)… die unpolitische breite Masse erblickt in RAUFF eher ein <Opfer> der reichen bundesdeutschen Regierung, als einen verdammenswerten Menschen.“ [12]Angebote „chil. Militärkreise, ihn notfalls gewaltsam aus dem Gefängnis herauszuholen“, lehnt Rauff ab. Er wollte ein klares Urteil und ging davon aus, dass es zu seinen Gunsten ausfallen würde. (Quelle zu diesem Absatz: BND-Akten)
Der Oberste Gerichtshof lehnte am 26.4.63 Rauffs Auslieferung ab und hob die Haft auf. Das knappe Urteil unterscheidet deutlich zwischen der moralischen und der formalen Komponente: „Die Massenausrottung von Menschen aus rassischen Gründen stellt die hinterlistige Begehung von Verbrechen dar, die dem Rechtsbewusstsein der zivilisierten Welt widerstreiten und das politische Regime, das die fluchwürdigen Pläne ersann, plante und ausführte, mit unausrottbarer Schmach belasten. Trotzdem hat sich das Gericht mit der Verjährung der Strafverfolgung abfinden müssen, weil nach seiner Auffassung dieser Einwand nach den Grundsätzen des Völkerrechts unbestreitbar ist.“[13] Die Aussage ist eindeutig: Wir würden gerne, aber wir können nicht.
Im August 1972 bat Simon Wiesenthal in einem Brief den sozialistischen chilenischen Präsidenten Salvador Allende, die „Entscheidung der chilenischen Regierung aus dem Jahre 1963 überprüfen“ zu lassen. Wiesenthal verwechselt hier die Regierung mit dem Obersten Gerichtshof. Allende erwiderte (ungewöhnlicherweise mit Briefkopf des chilenischen Außenministeriums): „Was die Möglichkeit betrifft, einen Auslieferungsantrag zu erneuern, wäre es die gesetzliche conditio sine qua non, erneut einen Antrag auf diplomatischem Wege zu stellen, dies würde in die ausschließliche Zuständigkeit der chilenischen Gerichtsbarkeit fallen. Dies sind die konstitutionellen und rechtsgültigen Bestimmungen Chiles, an die ich mich halten muss“.[14] Allende betont in seinem Schreiben mehrfach, dass er nicht in der Lage sei, Rauff einfach auszuweisen. Dieses Insistieren auf dem verfassungsmäßigen Aspekt dürfte auf Wiesenthals in diesem Punkt irrige Anfrage zurückgehen. Der chilenische Botschafter in Wien übergab Wiesenthal den Brief.
Wiesenthal schickte Allendes Schreiben an die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltung Ludwigsburg (zuständig für die Verfolgung von NS-Verbrechen), die ihn an die niedersächsische Justiz weiterleitete. Wiesenthal kommentierte in einem Begleitschreiben Allendes Brief: „Wie Sie aus dem Inhalt ersehen, regt Allende an, einen neuen Auslieferungsantrag zu stellen. Sie müssen verstehen, dass er doch nicht direkt sagen kann, es solle ein Antrag gestellt werden, aber aus dem Tenor des Briefes geht auch das hervor“ (Brief an Oberstaatsanwalt Rückerl v. 24.10.72, PAAA). In Wiesenthals Deutung mag ein Gespräch mit dem chilenischen Botschafter eingeflossen sein. Die deutsche Botschaft hingegen las in Allendes Brief ein höfliches „Nein“ (26.1.73, PAAA).
Der Leitende Oberstaatsanwalt in Hannover hielt einen zweiten Antrag für unzulässig und darüber hinaus für aussichtslos (Schreiben an das niedersächsische Justizministerium v. 15. November 1972). Nun schlug das Bundesjustizministerium vor, die Botschaft solle „in geeignet erscheinender Form“ versuchen festzustellen, ob „die chilenische Regierung bereit wäre, einen erneuten Auslieferungsantrag entgegenzunehmen (3.1.73). Die Botschaft berichtete am 26.2.73 ans AA, ihre Feststellungen hätten ergeben, dass die chilenische Regierung einen erneuten Antrag zwar entgegennehmen würde, der zuständige Oberste Gerichtshof ihn aber verwerfen werde. Der Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen im chilenischen Außenministerium, ein Herr Bernstein, der wohl auch der Verfasser des von Allende unterzeichneten Briefes sei, halte den „Fall Rauff für die chilenischen Gerichte und Behörden für abgeschlossen“. Die Botschaft fügte hinzu, dass „rein theoretisch“ die Möglichkeit bestünde, dass die chilenische Regierung Rauff ausweisen könne, die Aussicht auf Erfolg aber gering sei; ein solcher Schritt könne „als Desavouierung des Obersten Gerichtshofs durch die Regierung ausgelegt werden“,- eine diplomatische Andeutung der Tatsache, dass sich Allendes Volksfrontregierung und der Oberste Gerichtshof im Dauerkonflikt befanden.
Das Bundesministerium der Justiz wollte aber „jede Möglichkeit ausschöpfen“, Rauff vor ein deutsches Gericht zu stellen und bat die Botschaft, Rechtsanwalt Novoa mit einem weiteren Gutachten zu beauftragen (15.2.73 an AA). Dieses Gutachten ergab, dass ein erneuter Antrag weder zulässig noch aussichtsreich sei.
Die deutsche Botschaft war in einer Zwickmühle. Die BRD hatte zu Allendes Chile ein „offiziell gutes Verhältnis“[15], hielt aber faktisch Distanz, da Chile gerade die DDR anerkannt hatte. Nun sollte sie sondieren, ob sich nicht ein Parteigänger Allendes fände, der ihr die diplomatische Hintertür öffnete.
Die Möglichkeit einer Ausweisung Rauffs musste, so die Botschaft, nach „vertraulicher Erörterung der Angelegenheit mit den zuständigen Stellen im chilenischen Außenministerium… als negativ“ beurteilt werden. Zwar sei es nicht ausgeschlossen, dass im Innenministerium „ein links gerichteter Beamter“ die vom Außenministerium kommentierte „Anregung der Bundesregierung“ entgegennehmen und „im Zuge der jetzigen politischen Entwicklung in Chile für die Entziehung der Aufenthaltserlaubnis votieren würde“, bisher sei ein solcher Fall aber nicht bekannt geworden. Zudem werde die Sache bei Allende landen, und über diesen habe Wiesenthal jüngst eine „höchst eigenartige Presseerklärung abgegeben… Er habe nämlich zu dem Hinweis Allendes auf die Zuständigkeit und Unabhängigkeit der chilenischen Gerichtsbarkeit erklärt, es sei doch bekannt, dass die südamerikanischen Präsidenten laufend ihren Gerichten Anweisungen gäben“. So etwas höre man im demokratischen Chile nicht gerne. „Wiesenthal habe ferner“, so die Botschaft über ihre vertrauliche Quelle, „Allende persönliche Komplizenschaft mit Nationalsozialisten vorgeworfen. Dieser Vorwurf sei für jeden, der die lange demokratische Karriere Allendes kenne, absurd“, so die Botschaft (16.3.73 an AA). 1972/73 haben entgegen vielen Kommentaren die deutschen Behörden mehr getan als sie hätten tun müssen, um Rauff vor Gericht zu stellen.
Wiesenthal schrieb Allende ein zweites Mal an. In seiner Autobiographie heißt es: „Ich bat Allende die Möglichkeit der Ausweisung Rauffs zu prüfen, da Rauff in Chile noch nicht eingebürgert worden war: wir könnten möglicherweise in einem anderen Land mit einer günstigeren Gesetzgebung gegen ihn vorgehen. Aber bevor Allende auf meinen zweiten Brief antworten konnte, gab es einen Staatsstreich und Allende starb“ (Wiesenthal 1995). Hier rückt sich Wiesenthal allzu sehr ins Zentrum der Geschichte. Er hatte den zweiten Auslieferungsversuch zwar ausgelöst, aber in Chile nicht zur Chefsache machen können. Es gibt außer dem von Allende unterzeichneten Bernstein-Brief kein Indiz, dass die Angelegenheit über den Schreibtisch Bernsteins hinausgelangte. Eine Ausweisung Rauffs war 1963 und 1972/3 sorgfältig geprüft worden. Sie war realpolitisch und formal nicht durchsetzbar.
Umso mehr gilt das für die Pinochetdiktatur ab 1973. Mit dem letzinstanzlichen chilenischen Urteil hätte der Fall Rauff abgeschlossen sein können. Nun aber trat Simon Wiesenthal auf die Bühne. Wiesenthal war weltbekannt als Nazijäger und ein publizistischer Draufgänger. 1983/84 beantragte die BRD auf dessen Initiative zum zweiten Mal die Auslieferung Rauffs. Wiesenthal hatte die US-Regierung gebeten, sich ebenfalls für diese Auslieferung einzusetzen. US-Botschafter James Theberge kabelte dazu nach Washington, wenn Pinochet Rauff ausliefern würde, würde er in der Krisensituation von Mitte 1983 Anhänger im rechten Lager verlieren. Pinochet verliere zusehens an Unterstützung und sei auch seitens seiner Anhänger unter starkem Druck, seine Politik zu ändern. Die USA hätten „only the most limited influence with Chile“, so der Botschafter im Januar 1984. Der chilenische Innenminister Jarpa nannte die Initiative ein „typisches politisches Manöver, das gegen die chilenische Regierung gerichtet ist“. Außenminister del Valle war verärgert über die US-Einmischung, was die „frayed nerves and deepening hostility of the Chilean government to foreign pressure“ zeige, so Theberge. Pinochet sagte in einem Interview über seinen Freund aus den alten Tagen in Quito: „The highest court in the land decided that Rauff could stay. I couldn`t care less for Rauff as a person. I don´t know him at all. I regret that he committed so many crimes as the Israelis and the Germans say. But that was a long time ago. I can´t do anything about it once the courts have decided.“[16]
Im Januar 1984, also noch während der Pinochetdiktatur, wies Chile einen Auslieferungsantrag Israels ab. Wiesenthal wandte sich an US-Präsident Reagan und Bundeskanzler Kohl und über das Simon-Wiesenthal-Center an den chilenischen Generalkonsul in Los Angeles/USA. Pinochets Stabschef General Santiago Sinclair antwortete, „die Bundesrepublik Deutschland möge noch einmal um Rauffs Auslieferung ansuchen“ (Wiesenthal 1995, S. 91). Das geschah im Mai 1984. Chile antwortete, dass hierfür neue Tatbestände genannt werden müssten.
Rauff und Allende – ein Vorwurf und sein Kontext
Schon zu seiner Haftzeit 1962 war Rauff Projektionsfigur konkurrierender chilenischer Mentalitäten. In der Auseinandersetzung um die Allende-Zeit geschah dies ein weiteres Mal. In seinem Buch Los Nazis en Chile (2000) wirft der chilenische Historiker Víctor Farías Allende vor, dieser habe „nicht einmal alternative Mittel zur nationalen (chilenischen, D.M.) Gesetzgebung gesucht und die Argumentation des obersten Gerichtshofs legitimiert“. (Farías 2000 S. 450). Meint Farías mit „Argumentation“ des obersten Gerichtshofs dessen moralische Verurteilung Rauffs oder den Hinweis auf die Rechtslage? Andere Inhalte hatte das Urteil nicht.
2001 legte Farías nach: „In diesem Brief rechtfertigt Allende nicht nur die Entscheidung des chilenischen Corte Suprema [obersten Gerichtshofs], sondern weigert sich auch, in irgendeiner Form dem Recht Genüge zu tun“. An diesem Satz ist, wie Allendes Brief zeigt, alles falsch. Farías sagt weiter, Wiesenthal habe die gleiche Argumentation benutzt, die „im Falle Pinochets zwecks seiner Verhaftung und Verurteilung außerhalb Chiles angewandt wurde – und Allende die der Anhänger des Diktators.“[17] Farías bringt den komplizierten juristischen Sachverhalt durch parteiische Diskursanalyse zum Verschwinden.
2005 deutet Farías dasselbe Dokument noch radikaler und sagt, Allende habe Rauff „direkt und absichtlich geschützt“ und spricht von „Beziehungen Salvador Allendes mit dem SS-Standartenführer“ Rauff. Allende habe keinen Gebrauch von seinem uneingeschränkten Recht gemacht, alle Ausländer des Landes zu verweisen, deren Anwesenheit die Interessen des Landes beeinträchtigen und nennt ihn schließlich einen „eifrigen Begünstiger eines der größten Verbrecher, den die Menschheit kennt“. Den entscheidenden Punkt, dass Rauff Rechtsmittel gegen eine Ausweisung hätte einlegen können und damit wohl Erfolg gehabt hätte, wischt Farías mit einer Fehlinformation („uneingeschränktes Recht“) beiseite (Farías 2005, S. 14 ff).[18]
Hätte Farías an seinem Wohnort Berlin die Akten des AA eingesehen, hätte er zum entgegengesetzten Schluss kommen müssen. Farías unterschlägt den entscheidenden Punkt: die Verjährungsfrist, die im chilenischen Fall auch für die Taten Rauffs galt. Nationales Recht wird durch internationales nicht einfach ausgehebelt, es muss ihm angepasst werden, und eben das war das unlösbare juristische Problem. Farías` Vorwurf ist das Ergebnis einer politischen Wende des Autors von ganz links nach ganz rechts. Er wurde zum Pionier der heute in Chile wohletablierten Pinochet-Nostalgie, die nach Enthüllungen über die illegalen Privatgeschäfte Pinochets blockiert war. Um Pinochet zu rehabilitieren, musste Allende vom Sockel gestürzt werden. Rauffs Verantwortung für den Massenmord hatte bei diesen Deutungskämpfen in den Hintergrund zu treten.
Rauff und die Pinochetdiktatur[19]
Am 11. September 1973 putschte das chilenische Militär, und eine Junta, geführt vom Oberkommandierenden des Heeres, General Augusto Pinochet, übernahm die Macht. Überall im Land folterte und mordete das Militär. Pinochet spitzte den Staatsterror zu und ließ Menschen, die er für besonders gefährlich hielt, spurlos verschwinden. Das System von Selektion und Elimination begann mit einer „Karawane de Todes“ in Nordchile. Eine Gruppe von Offizieren holte einzelne Gefangene aus den Gefängnissen und ermordete sie. Dasselbe geschah in der Garnison Tejas Verdes in der Hafenstadt San Antonio, die der ehrgeizige Offizier Manuel Contreras kommandierte. Aus diesem Kern der Repression entstand der Geheimdienst DINA. Es war kein professioneller Geheimdienst sondern eine geheime zivil-militärische Terroreinheit, die das „Verschwindenlassen“ systematisierte. Rauff, Freund Pinochets aus alten Zeiten, war der richtige Mann für diese Terrortruppe, die mit intelligenter Geheimdienstarbeit wenig zu tun hatte: ein „Organisationstalent“, wie es im NS-Jargon hieß, war dort am richtigen Platz. „Mit einer SS-Division würde ich das ganze Land bestens regieren“, lautete sein schlichtes Rezept. Rauff passte perfekt in Terrorkollektive wie die DINA und die Colonia Dignidad: Nicht zu intelligent, draufgängerisch, aggressiv, als Trinker erpressbar und selbst erpresserisch, stets in Geldnöten. Das Reichssicherheitshauptamt der SS hatte ihn „für heikle Sachen (Gaskammerfahrzeuge“ eingesetzt. Nun stand wieder eine heikle Aufgabe an. Das chilenische Militär hatte keine Erfahrung mit der Entsorgung einer großen Menge von Leichen. Rauff hatte sie. Er hatte miterlebt, wie das ständige Vergraben an seine Grenzen kam, wie deutsche Wachmannschaften psychisch überfordert waren, dass Beweise der Massenmorde im Boden nachweisbar blieben. Deshalb wurden die LKWs als mobile Gaskammern durch stationäre in den KZs ersetzt. Nach dem Putsch wurde er auch in Chile zum Architekten der „industriellen Vernichtung von Regimegegnern“ (Huismann 2023[20]).
Das Schicksal der „Verschwundenen“ ist bis heute nur zum Teil geklärt. Über 100 von ihnen und vielleicht einige Hundert endeten in der deutschen Foltersiedlung Colonia Dignidad in Südchile. Walther Rauff, der bald „der Schakal“ genannt wurde, war am „Verschwinden“ hunderter politischer Gefangener organisatorisch beteiligt. Sie wurden in Kühlwagen von Folterzentren in Santiago aus zum staatlichen Fischereiunternehmens Pesquea Arauco in San Antonio gebracht, geschreddert und zu Fischmehl verarbeitet.[21] Rauff war vor Ort anwesend: „Er wurde von Agenten der DINA begleitet. Sie sagten mir (einem DINA-Mann, D.M.): <Wir haben sie da hineingeworfen und sie wurden zu Fischmehl verarbeitet. Da sie wussten, dass ich Mamo (Manuel, D.M.) Contreras Liebling war, haben sie mir nichts vorenthalten.“
Leichen von Gefangenen wurden in einem Krematorium für streunende Hunde in Santiago (La berrera) verbrannt. Ein Zeuge spricht von „mehr als 300“ Fällen. „Während der Diktatur kamen nachts immer wieder fremde Fahrzeuge auf das Gelände. Wir durften nicht in der Nähe bleiben. Die Fremden warfen schwere Säcke in die Öfen“, so der Zeuge, der in dem Hundekrematorium gearbeitet hatte.
Dieses letzte Glied in der Kette Verhaftung-Folter-Ermordung-Beseitigung der Leichen war eine eigene Abteilung der DINA, von der ein weiterer Zeuge sagt, sie habe Sección para solución final (Sektion für die Endlösung“ geheißen.
Die internationale Presse berichtete, Rauff sei führend in Pinochets neugegründetem Geheimdienst DINA tätig. Wiesenthal nennt ihn einen mutmaßlichen „Berater“ der DINA, (Wiesenthal 1995 S. 89). Ich habe keinen Hinweis auf eine formelle Funktion Rauffs in der DINA. Sein informeller Einfluss war umso größer. Er war ein Vertrauensmann von Contreras. „Der Schakal kam zu uns ins Haus (von Contreras, D.M.) und brachte der Familie Contreras Kisten voller tiefgefrorener Meeresfrüchte und Fische mit. Ich weiß nicht, ob er einen militärischen Rang hatte, aber er gehörte zur oberen Führungsriege, denn er hatte direkten Zutritt zum Geheimdienstdirektor, meistens kam er in Begleitung von Leibwächtern der DINA. Im Hauptquartier habe ich ihn zusammen mit Willeke gesehen, dem Direktor der Geheimdienstschule, der ENI“. Christoph Georg Willecke Floel war ein hoher DINA-Offizier. Er und Rauff besuchten die Colonia Dignidad.[22] Willeke war für die Kontakte der DINA mit dem bundesdeutschen Nachrichtendienst BND zuständig und fuhr nach Aussagen seines damaligen Fahrers regelmäßig zur Deutschen Botschaft. Zweck der Zusammenarbeit war der gemeinsame Kampf gegen chilenische „Extremisten“, die im europäischen Exil lebten. Sein Kontakt in der Botschaft war Militärattaché Oberst Franz Loyo, der überzeugter Pinochet-Anhänger war. Loyo und Rauff spielten zusammen Tennis im deutschen Tennisclub.[23]
Dass Rauff mit der DINA zusammenarbeitete, ist durch weitere Dokumente belegt. Der chilenische Buchautor Leon Gómez, der das geheime Folterzentrum der DINA Londres 38 in Santiago überlebte, schreibt in einer eidesstattlichen Erklärung, dass ihn ein Folterer geschlagen habe und ihm dabei die Augenbinde verrutscht sei. „Ich sah vor meinen Augen einen meiner Folterer, den ich wegen seines ausländischen Akzentes (von den anderen, D.M.) unterscheiden konnte, und ich konnte glaubwürdig feststellen, dass es sich um den deutschen Nazi Walter Rauff handelte.“[24]
Rauff war regelmäßiger Besucher der von der DINA benutzten deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad.[25] Das Krankenhaus der Siedlung hat ihn einmal an eine Klinik in Santiago überwiesen (Heller 1993, S. 185). Nach glaubwürdigen Aussagen führte DINA-Chef Manuel Contreras eine Art Tagebuch über die Verbrechen der Diktatur, das er als Lebensversicherung bereithielt, falls er bei Pinochet in Ungnade fallen sollte, was denn auch geschah. Contreras fertigte fünf Exemplare an, von denen er eines Rauff gab (Heller 1993, S. 191).
Am 14.5.1984 starb Rauff in Santiago. An seinem Grab schrie der Chilene Miguel Serrano, Begründer des esoterischen Hitlerismus, lauthals „Heil Hitler“ und reckte den Arm zum Hitlergruß.
Literatur:
Basso, Carlos: La secta perfecta. Santiago, Penguin/Random House, 2022
Coler, Hannah: Cambridge 5, München 2017
Cüppers, Martin: Immer davongekommen : wie sich Walther Rauff erfolgreich seinen Richtern entzog: In: Mallmann, Klaus-Michael ; Angrick, Andrej (Hg): Die Gestapo nach 1945: Darmstadt , wiss. Buchgesellschaft 2009. S. 80 ff
Farías, Víctor: Los Nazis en Chile, Barcelona 2000
Farías, Víctor: Salvador Allende : contra los judios, los homosexuales y otros „degenerados“, Barcelona 2005
Heller, Friedrich Paul (= Dieter Maier): Colonia Dignidad : von der Psychosekte zum Folterlager, Stuttgart 1993
Heller, Friedrich Paul (= Dieter Maier): Pinochet : eine Täterbiografie in Chile. Stuttgart: Schmetterlingverlag, 2018
Huismann, Wilfried:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/dok5-chile-militaer-pinochet-nazis-bnd-100.html (2023, deutsche Fassung)
https://www.padrinos-alemanes.com/ (2024, spanische Fassung, etwas ausführlicher)
Schnellenkamp, Klaus: Geboren im Schatten der Angst, München 2007
Simon Wiesenthal: Gerechtigkeit, nicht Rache, Frankfurt am Main 1995
Archivquellen:
Die hier verwendeten Unterlagen liegen im Archiv des Fritz-Bauer-Institut, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, und im Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Die von mir eingesehenen Akten des AA haben die Signaturen B 83, Bdnr. 404, B 83 Bdnr. 953 und 954, Zw. Bdnr. 14.248, AV Neues Amt Bdnr. 12775 und 12776.
Die BND-Dokumente haben dort die BND-Signaturen B 206/207, 27973, 24616, 24617, entklassifiziert Dezember 2022. Im Bundesarchiv Koblenz liegen diese Dokumente hier: https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/e2cc6953-663f-4679-8e93-eb64789c6997/
Abkürzung:
AA: Auswärtiges Amt
BND: Bundesnachrichtendienst
DINA: Dirección de Inteligencia Nacional, Nationale Geheimdienstdirektion
MA: wahrscheinlich: Mitarbeiter des BND
SD: Sicherheitsdienst des Reichssicherheitshauptamts (SS)
PAAA: Politisches Archiv des Auswärtigen Amts
V-Nr.: Verwaltungsnummer
[1] Ich konnte diese Dokumente nur kursorisch durchsehen. Sie systematisch durchzuarbeiten wäre ein eigenes Forschungsvorhaben.
[2] Zu Beissner s.u.
[3] Karteikarte der BND-Dokumente, offenbar aus der Zeit der Organisation Gehlen, aus der der BND hervorging
[4] In the service of the Jewish state, www.haaretz.com/hasen/spages/843805.html
[5] In den BND-Akten aus der Zeit der „Organisation Gehlen“ ist lediglich von „wilden ND-Kontakte“ in Rom die Rede (ND: Nachrichtendienst). Die Behauptung, Rauff sei Agent des Mossad gewesen, ist vorschnell. Geheimdienste kennen Abstufungen von Tätigkeit. Der BND z.B. spricht von „MA“, was wohl „Mitarbeiter“ außerhalb der Zentrale bedeutet. Die „MA“ sind in bewusste und unbewusste unterteilt.[5] Es ist denkbar, dass der Mossad Rauff unter Benutzung einer Legende abschöpfte.
[6]Jewish Observer and Middle East Review, 15.4.1966
[7] Brief an die Botschaft v. 12.6.63. Alle folgenden Zitate, die den deutschen diplomatischen Dienst betreffen, sind im PAAA
[8] Sendungen v. 25. April und 2. Mai 1966, Transkripte in PAAA
[9] Brief Rauffs aus dem Gefängnis in Santiago, vom 17.12.1962, Quellen zu diesem Absatz: BND-Dokumente
[10] Das weniger kompromittierende Datum wurde zur offiziellen Lesart: „Walther Rauff war von 1958 bis 1962 als nachrichtendienstliche Verbindung für den BND in Südamerika tätig.“ Bodo Hechelhammer, Leiter der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“. http://www.bild.de/politik/inland/nazi-schergen/walther-rauff-arbeitete-jahrelang-fuer-den-bnd-und-kassierte-ueppige-honorare-20131500.bild.html
[11] Rauff gab am 4.8.1945 in Ancona, Italien, eine eidesstattliche Erklärung ab (Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher“, Nürnberg 1949, Bd. IV, S. 280), die sich auf ein an ihn gerichtetes und von ihm mit einer Randbemerkung versehenes Dokument zu den Gaswagen bezieht (Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher“¦, Dokumente, Nürnberg 1947, D 2348 PS, Bd. VI, S. 256)
[12] Quelle hierzu ist „17372“, die Berichtsform lässt vermuten, dass diese Quelle ein Militärattaché ist. Die Absenderadresse ist eine der wenigen unlesbar gemachten Stellen in den BND-Akten.
[13] V
ollständiger Text und Übersetzung in PPAA. Dies ist auch die Quelle zum Folgenden.
[14] Undatiertes Schreiben von vor Mitte Okt.1972, Übersetzung des AA, span. Original in Farías 2000 S. 453
[15] Bericht des Militärattachés an der deutschen Botschaft vom 4.7.73 (PAAA, Zw. 100.587
[16] Newsweek 19.3.84, Sonst Quelle zu diesem Absatz: FIOA State Department zu Walther Rauff
[17] Víctor Farías: Alte Freundschaft. In: Die Gazette: Chile und der Nationalsozialismus, 19. Juli 2001, www.gazette.de/Archiv/Gazette-Juli2001/Farias.html
[18] Víctor Farías: Alte Freundschaft. In: Die Gazette: Chile und der Nationalsozialismus, 19. Juli 2001, www.gazette.de/Archiv/Gazette-Juli2001/Farias.html
[19]Das folgende bezieht sich fast ausschließlich auf die Recherche von Wilfried Huismann, von deren Gründlichkeit ich mich persönlich überzeugen konnte.
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/dok5-chile-militaer-pinochet-nazis-bnd-100.html
[20] Diese gut recherchierte Sendung stieß in Chile auf harte Kritik. Nach der Ausstrahlung meldeten sich weitere Personen bei Huismann, die seine Recherchen stützten. Huismann ließ im März 2024 eine weitere, mit zusätzlichen Informationen versehene Sendung in spanischer Sprache folgen (Huismann 2024). Wenn nicht anders angegeben, sind diese Sendungen die Quelle des Folgenden.
[21] Chile exportiert Fischmehl nach Europa. Es wird überwiegend als Beimischung zu Futtermitteln genutzt.
[22] „Jorgelino Vergara recuerda que su patrón viajaba con frecuencia a Colonia Dignidad,“ (Huismann 2024). Zu Rauff in der Colonia Dignidad: Brief eines ehemaligen Bewohners der Siedlung, Privatarchiv Maier
[23] https://www.padrinos-alemanes.com/
[24] Eidesstattliche Erklärung Gómez vom 22.1.1991, im Archiv des Museo de la Memoria, Santiago, bestand Dieter Maier)
[25] Wenn sein Besuch anstand, sagte Sektenführer Paul Schäfer: „Heut rauf` ich mir die Haare“. Schnellenkamp 2007, S. 67. S.a. Husimann 2023; Carlos Basso gibt einen Hinweis, dass Walther Rauff in der Colonia Dignidad gewesen sein könnte (Basso 2022, S. 191)