Amerika

“… vergessen, dass sie zu töten gelernt hatten“. Perus Wege zur Aufarbeitung der Vergangenheit

6. November 2004 | Von

von Rainer Huhle

Im September 2001 begann in Peru eine „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ (im Folgenden auch: CVR) ihre Arbeit. Sie war, einer langjährigen Forderung vieler Menschenrechts- und Opferorganisationen folgend, von Präsident Valentí­n Paniagua am 4. Juni 2001 einberufen worden, der im Jahr zuvor nach dem plötzlichen Zusammenbruch der zehnjährigen Herrschaft von Präsident Alberto Fujimori vom Kongress übergangsweise mit der Regierung beauftragt worden war. Im Decreto Supremo Nº 065-2001-PCM wurden die Aufgaben und Kompetenzen der Kommission festgelegt. Kurz darauf wurde in den ersten freien Wahlen seit 1990 Alejandro Toledo zum Präsidenten gewählt, der in einem neuen Dekret (101-2001-PCM) am 4. September des gleichen Jahres die Kommission erweiterte und ihre Aufgaben bestätigte. […]



Der Fall Herzog, oder: die Militärs bereuen nichts – Brasilien wird von seiner Vergangenheit eingeholt

5. November 2004 | Von

von Heinz F. Dressel

Während uns seit Monaten im Fernsehen die Enttabuisierung der Menschenwürde anhand von Bildern über die Käfighaltung Gefangener in Guantánamo oder von Nacktfotos inhaftierter Irakis in einem US-Militärgefängnis in Bagdad vor Augen geführt wird, erfuhren die Brasilianer einen Erinnerungsschock, als sie am Sonntag, 17. Oktober 2004, die meistgelesene Zeitung ihrer Hauptstadt – den Correio Braziliense – aufschlugen und darin mit einem drei Jahrzehnte alten Nacktfoto eines im Gewahrsam der Militärs befindlichen Häftlings in der Gewalt der “Tiger der Kellers”, wie man seinerzeit die berüchtigten Folterknechte in Uniform auch zu bezeichnen pflegte, konfrontiert wurden. […]



OS ÍNDIOS DO BRASIL ENTRE PROTEÇÃO E CORRUPÇÃO

29. Juli 2004 | Von

Heinz F. Dressel, Julho 2004

Em 2003, ao surgir um governo composto por siglas da esquerda brasileira, recebi uma carta do Brasil, que começou com a frase: “O país está na maior euforia com o novo Presidente.” Também os povos indígenas depositaram sua esperança no “mito Lula”. O entusiasmo dos índios, porém, logo cedeu lugar à perplexidade diante de um clima de desrespeito, de agressividade e de uma onda de ódio e violência contra os povos indígenas em todo o país. Conforme nota publicada por CIMI (6/11/03) a primeira vítima foi Aldo Makuxi, na terra indígena Raposa Serra do Sol/Roraima. “Ele foi covardemente assassinado, no dia 2 de janeiro, por invasores. Logo em seguida tombaram Marcos Veron Guarani Kaiowá, Leopoldo Kaingang, Josenilson José dos Santos Atikum, José Admilson Barbosa da Silva Xukuru. Este foi um processo de violência bem maior do que o ocorrido nos governos anteriores. Nesses dez meses já foram assassinadas 23 lideranças indígenas em todo o país.” […]



BUCH: Erstmalige Veröffentlichung: “Mein ist die Rache”

30. April 2004 | Von

von Friedrich Paul Heller

In diesem Buch ist nichts erfunden. Kleine Irrtümer vor allem im historischen Teil mögen uns unterlaufen sein. Sie sind bei der Materialfülle und der Ungenauigkeit vieler Quellen kaum zu vermeiden. Das einzig Unwahre an dem Buch ist, dass wir die Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts, soweit sie mit der Familie Krasnow in Verbindung stehen, nur unvollständig wiedergegeben habe. Es wäre anders nicht lesbar gewesen.
Ich habe mir die Freiheit genommen, an einigen Stellen mit der gebotenen Distanz nationalsozialistisch eingefärbte Kriegserinnerungen und romanhafte Schilderungen zu zitieren. Diesem Schrifttum, das die deutsche Niederlage von 1945 nicht ertragen kann, ist nicht zu trauen. Dialoge, die wir daraus zitieren, sind gewiss nicht wörtlich so geführt worden. Sie sind Zeugnisse parteiischer Erinnerung. Ich hielte es für einen vorschnellen Verzicht, Berichte reueloser Kriegsteilnehmer auf deutscher Seite und hemmungsloser Antikommunisten, die in Subjektivität schwelgen, im Namen wissenschaftlicher Objektivität aus dem Text zu verbannen. Mein Buch handelt vom Tätern und Opfern. Es muss sich auf die Subjektivität der Täter, ihre Sprache, Motive und Mentalitäten einlassen. […]



Die aktuelle Lage der Menschenrechte und der politischen Gewalt in Kolumbien

16. Januar 2004 | Von

von William Bastidas

Die Vielfältigkeit des Klimas, der kulturelle Reichtum und die großen Schätze an natürlichen Ressourcen gehören zu den Vorzügen Kolumbiens. Paradoxerweise leidet dieses lateinamerikanische Land aber auch an einer nicht enden wollenden Gewalt, die ebenso vielgestaltig ist, wie die Geographie des Landes. […]



Gedenken und Gedenkstätten in Chile

11. September 2003 | Von

von Roberta Bacic

Die Worte kommen stockend während dieser goldenen Herbsttage in der nördlichen Hemisphäre. Jenseits der Meere, in dem Land, das meine Eltern aufnahm und in dem ich geboren wurde, bricht der Frühling strahlend hervor. Seit meiner frühen Kindheit war der September immer ein besonderer Monat. Er erinnert mich an Drachensteigen, Schulferien, Feiertage am 18. und 19. September, den Tagen der Unabhängigkeitsfeiern, Empanadas, Rotwein, Gesang und Cueca-Tanz sowie folkloristische Darbietungen chilenischer Identität. […]



Der Bericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission (CVR)

30. August 2003 | Von

von Pilar Arroyo R.P.
Übersetzung: Gisela Gründges-Andraos

Am 28. August stellte die Wahrheits- und Versöhnungskommission dem Land ihren lang erwarteten Bericht über die politische Gewalt zwischen 1980 und 2000 vor. Da der Bericht neun Bände umfasst, hat bisher niemand ausser den Kommissionsmitgliedern den vollständigen Text gelesen. Daher geben wir in diesem Artikel eine Zusammenfassung der Allgemeinen Schlussfolgerungen des Berichtes der CVR (28 Seiten). Ausserdem berichten wir von einigen Kritikpunkten, die gegen den Bericht vorgebracht wurden, sowie von Zustimmung, die der Bericht erhielt. […]



Die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Peru

30. August 2003 | Von

Den folgenden Bericht über die wichtigsten Ergebnisse der Wahrheitskommission haben wir von der “Infostelle Peru” (Freiburg, s.u.) erhalten.

Am 28. August 2003 wurde der abschließenden Bericht der Wahrheitskommission Präsident Toledo übergeben und den anderen Staatsorganen vorgestellt. Es handelt sich um 9 Bände, die in vier Teile aufgeteilt sind: […]



“Wir brauchen unser eigenes Nürnberg” – Der Nürnberger Prozess als Bezugspunkt für die Aufarbeitung der Vergangenheit in Lateinamerika

18. August 2002 | Von

von Rainer Huhle

VIERNES 11. FRANKFURT-NUREMBERG-VIENA

Desayuno en el hotel. Salida hacia Wurzburg para llegar a Nuremberg donde, durante el tiempo libre, podremos conocer esta famosa ciudad, cuna del genial pintor Alberto Durero y que fuera sede del Tribunal que juzgó los crí­menes de guerra tras la Segunda Guerra Mundial. Proseguiremos viaje, ví­a Regensburg y Passau, hacia la frontera con Austria y llegar, finalmente, a Viena. Alojamiento en el hotel.

Aus dem Angebot „Eurofabulosa – 24 dias de recurrido visitando 9 paises“ im Prospekt eines mexikanischen Reisebüros 2001

Dürer und der Nürnberger Prozess also, mittelalterliche Kunst und die Niederlage des Nationalsozialismus, nicht Bratwürste und Lebkuchen stehen an oberster Stelle in der Wahrnehmung der Stadt Nürnberg in einem beliebig ausgewählten lateinamerikanischen Land – zumindest wenn es sich um eine Bildungsreise handelt, die in 24 Tagen das Wichtigste aus neun europäischen Ländern zu vermitteln trachtet. […]



Und wer schützt die Opfer aufständischer Gruppen?

17. August 2002 | Von

von Rainer Huhle

Überlegungen zur staatlichen Schutzpflicht vor Menschenrechtsverletzungen und zum Staatsmonopol auf Menschenrechtsverletzungen [1]

“Nun stellte sich plötzlich heraus, daß in dem Augenblick, in dem Menschen sich nicht mehr des Schutzes einer Regierung erfreuen, keine Staatsbürgerrechte mehr genießen und daher auf ein Minimum an Recht verwiesen sind, das ihnen angeblich eingeboren ist, es niemanden gab, der ihnen dies Recht garantieren konnte, und keine staatliche oder zwischenstaatliche Autorität bereit war, es zu beschützen.“

Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen, kann durchaus spannend sein. Worauf bezieht sich wohl diese beredte Klage? Auf die Menschen, die unter warlords in Sierra Leone oder im Kongo massakriert werden, ohne daß ein Weltpolizist einschritte? Auf die indigenen Völker, die jahrelang in entlegenen Urwaldgebieten Perus vom “Leuchtenden Pfad“ versklavt wurden, ohne daß ihr Schicksal groß kümmerte? Auf die indischen Bauern, die in weiten Teilen des Subkontinents von kriminellen Banden ausgesaugt oder von nationalistischen Geheimbünden gemordet werden, ohne daß sich ein Richter dafür interessierte? […]