Rezensionen

Vordermayer, Margaretha Franziska: Justice for the Enemy? Die Verteidigung deutscher Kriegsverbrecher durch britische Offiziere in Militärgerichtsprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1949), Baden-Baden (Nomos) 2019

5. November 2019 | Von

Die Studie von Margaretha Franziska Vordermayer über die Verteidiger von NS-Kriegsverbrechern vor Militärgerichten in der britischen Besatzungszone ergänzt zwei Forschungsfelder, die in den letzten Jahren stärker ins Blickfeld gerückt sind: Die Verteidiger in den Prozessen gegen nationalsozialistische Täter,; und zum andern die Bedeutung der zahlreichen NS-Prozesse jenseits der Nürnberger Prozesse, die in allen Besatzungszonen sowie in den von den Nazis besetzten Ländern stattfanden und in denen weit mehr Personen angeklagt und verurteilt wurden als in den 13 Nürnberger Verfahren.



Gemählich, Matthias: Frankreich und der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1945/46, Berlin etc. (Peter Lang) 2018, 391 Seiten

28. Januar 2019 | Von

In seinem Buch “Frankreich und der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1945/46” hat Matthias Gemählich eine erste umfassende Gesamtdarstellung der französischen Rolle im Internationalen Militärtribunal vorgelegt, und zwar von den ersten Überlegungen innerhalb der Regierung des „freien Frankreich“ des Generals de Gaulle über die – späte – Beteiligung an der Londoner Konferenz, die das Statut des Tribunals beschloss, die im kriegsgeschädigten Frankreich schwierige Zusammenstellung der französischen Vertretung in Nürnberg, die politische und juristische Konzeption der Anklage und die Rolle der französischen Richter bei der Urteilsfindung bis hin zu den Folgen des Prozesses für die gerichtliche und politische Aufarbeitung der Vergangenheit in Frankreich.



Rezension zum neuen Werk von Juliana Ströbele-Gregor: Transnationale Spurensuche in den Anden

27. August 2018 | Von

Juliana Ströbele-Gregor ist in der akademischen Welt vor allem als Spezialistin für indigene Bewegungen im Andenraum bekannt. Rechte indigener Frauen und die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Einflüssen evangelikaler Sekten in diesem Raum sind ihre besonderen Schwerpunkte. Ihr neuestes Buch verrät unter anderem, dass dieser Forschungsschwerpunkt auch eine biografische Geschichte hat.



Er ist wieder da: Franz Neumanns Behemoth neu aufgelegt

24. Juli 2018 | Von

Franz Neumanns im Exil in den USA 1942 geschriebene, dann unter dem Eindruck der Radikalisierung der NS-Vernichtungspolitik 1944 wesentlich erweiterte Analyse des Nationalsozialismus ist trotz ihrer frühen Entstehung bis heute ein Klassiker der NS-Literatur geblieben. Nun wurde der Klassiker neu aufgelegt.



Alternativer Menschenrechtsbericht 2017

12. Januar 2018 | Von

Seit 2007 veröffentlicht das Bündnis Aktiv für Menschenrechte Nürnberg im Zweijahresrhythmus einen Alternativen Menschenrechtsbericht. Er stellt ein Gegenstück zu offiziellen Berichten deutscher Behörden dar, da er aus den Reihen der Zivilgesellschaft kommt. Der Alternative Menschenrechtsbericht 2017 übt scharfe Kritik an der Bundesregierung sowie der Europäischen Union. Das immer wiederkehrende Thema dabei ist die Abkehr der Politik von fundamentalen Werten wie der Menschenwürde und Menschenrechtsnormen innerhalb Deutschlands und auch EU-weit. Mithilfe von individuellen Fallschilderungen und persönlichen Erfahrungen von Geflüchteten und HelferInnen wird vor allem die menschliche Seite der Flüchtlingskrise betont.



Rezension: Transitional Justice im Kontext. Zur Genese eines Forschungsgebietes im Spannungsfeld von Wissenschaft, Praxis und Rechtssprechung (Constanze Schimmel)

3. November 2017 | Von

Rezension: Schimmel, Constanze: Transitional Justice im Kontext. Zur Genese eines Forschungsgebietes im Spannungsfeld von Wissenschaft, Praxis und Rechtsprechung, Berlin (Duncker&Humblot) 2016



Codename Cäsar – Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie

13. September 2017 | Von

Im September 2017 wird der Nürnberger Menschenrechtspreis an die Gruppe Caesar verliehen. Hinter dem Decknamen „Caesar“ verbirgt sich ein ehemaliger syrischer Militärfotograf, der ab 2011 zwei Jahre lang Leichen von Ermordeten in syrischen Gefängnissen fotografiert und so für das Regime von Baschar al-Assad systematisch dokumentiert hat. Darunter viele Bilder von zu Tode gefolterten Oppositionellen. Mit Hilfe von Freunden floh er 2013 zusammen mit seiner Familie aus Syrien. Mit sich schmuggelte er 50.000 dieser grausamen Fotos.



Human Rights Leagues in Europe (1898–2016)

9. August 2017 | Von

Unter Historikern ist es Mode geworden, die Entstehung der modernen Menschenrechtsbewegung auf die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, oder gar auf noch spätere Jahre, zu datieren. Schon deshalb ist der von den beiden Wiener Historikern Wolfgang Schmale und Christopher Treiblmayr herausgegebene Band zu begrüßen, der die Geschichte der ältesten bis heute existierenden zivilen Menschenrechtsorganisation nachzeichnet.



Schutz vor dem Verschwindenlassen: Die Menschenrechts-Gerichtshöfe in Amerika und Europa

31. Juli 2017 | Von

Die deutschsprachige rechtswissenschaftliche Literatur zu dem komplexen Verbrechen des „Verschwindenlassens“ ist noch immer spärlich. Mit „Das Verschwindenlassen von Personen in der Rechtsprechung internationaler Menschenrechtsgerichtshöfe“ leistet Nina Schniederjahn einen wichtigen Beitrag zum Thema, indem sie sich einem systematischen Vergleich der Rechtsprechung in den beiden effektiv existierenden regionalen Menschenrechtsschutzsystemen, dem europäischen (EMRG) und dem interamerikanischen (IAGMR), annimmt.



Sicherheit neu denken – christliche Friedensbewegung damals und Menschenrechte heute

4. Mai 2017 | Von

Der Historiker Jan Ole Wiechmann hat es unternommen, die in den 80er Jahren dominierende politische Strömung der Friedensbewegung zu erforschen, genauer, wie im Untertitel gesagt, die „christliche Friedensbewegung in der Nachrüstungsdebatte 1977 – 1984“. Gerade christliche Organisationen wie die „Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden“ (AGDF), „Ohne Rüstung leben“, Evangelischen Studentengemeinden, „Pax Christi“, die „Initiative Kirche von unten“, der „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) und die Gruppe „Schritte zur Abrüstung“ lehnten – in Auseinandersetzung mit den Kirchenleitungen, Bischöfen und konservativen Strömungen) die Nachrüstung ab. Sie widersprach dem Grundgedanken des konziliaren Prozesses für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“.