Menschenrechte verstehen

Völkerrecht und private Militärunternehmen. Über die Notwendigkeit einer Regulierung

9. Juni 2007 | Von

von Constanze A. Schimmel

In den “assymetrischen Kriegen” der letzten Jahrzehnte spielen bewaffnete Verbände eine immer größere Rolle, die nicht unter staatlichem Kommando sondern nach den Prinzipien der Privatwirtschaft agieren. Ihre Vernatwortlichkeit nach Kriegsvölkerrecht und Menschenrechten ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt, obwohl es solche quasi rechtsfreien Räume nicht geben dürfte. Constanze Schimmel beschäftigt sich seit Jahren mit diesem Problem. Sie erläutert hier die aktuelle völkerrechtliche Diskussion und macht Vorschläge, wie auch diese privaten Militärunternehmen für ihre Taten verantwortlich gemacht werden können. […]



Von Nürnberg nach Den Haag

9. Januar 2006 | Von

von Rainer Huhle

1995 veranstaltete das Nürnberger Menschenrechtszentrum eine internationale Tagung aus Anlass des 50. Jahrestags des Nürnberger Prozesses, auf der die Bedeutung dieses Prozesses und seiner Rechtsgrundlagen für den Kampf gegen die Straflosigkeit von Menschenrechtsverbrechen untersucht wurde. Die Vorträge wurden in dem Buch „Von Nürnberg nach Den Haag. Menschenrechtsverbrechen vor Gericht – Zur Aktualität des Nürnberger Prozesses“ (Hamburg 1996) publiziert. Einige der Beiträge erschienen auch in spanischer Übersetzung in der Zeitschrift „memoria“ des NMRZ. […]



Frauenrechte – Herausbildung, normative Reichweite, Geltung und Durchsetzung

9. November 2005 | Von

von Anja Titze

Frauen müssen heutzutage noch vielfältige Formen der Diskriminierung hinnehmen. Als das (vermeintlich) “schwächere” Geschlecht werden sie – im Vergleich zu Männern – oft schlechter bezahlt, sind weniger gut ausgebildet und müssen vielfältige Gewalthandlungen meist schutzlos(er) ertragen.

In der Annahme, dass diese Gegebenheiten mit einer Stärkung des Rechtsstatus von Frauen überwunden werden könnten, soll in dieser Arbeit der Frage nachgegangen werden, wie es um Frauenrechte bestellt ist. Zu klären ist konkret, inwieweit diese Rechte international anerkannt und inwieweit sie durchsetzbar sind. […]



Was Sie schon immer über Menschenrechte wissen wollten! Kurze Antworten zu häufig gestellten Fragen

9. November 2005 | Von

von Michael Krennerich

Was sind Menschenrechte? Wo sind sie niedergelegt und wen verpflichten sie auf welche Weise? Gelten sie auch für andere Kulturen? Oder sind Menschenrechte ohnehin nur ein Papiertiger? Antworten auf solche und weitere grundlegende Fragen finden Sie hier! Eine kurze Einführung in die Menschenrechtsdiskussion, angelegt als ein Katalog häufig gestellter Fragen (Frequently Asked Questions). […]



Sind Privatpersonen an die Menschenrechte gebunden? – Vergleich der Verfassungsrechtsprechung in Deutschland, USA und Kolumbien zur Grundrechtseinwirkung im Privatrecht

17. September 2005 | Von

von Anita Fröhlich

Ein Unternehmer weist eine bereits seit längerer Zeit bei ihm beschäftigte türkische Arbeitnehmerin an, es fortan zu unterlassen, während der Arbeit aus religiösen Gründen ein Kopftuch zu tragen. Er begründet das Verbot damit, dass der Betrieb von vielen Geschäftspartnern besucht werde und die Gefahr bestünde, dass diese den Eindruck erhielten, es handele sich um ein türkisches Unternehmen. Die Frau weigert sich, der Weisung Folge zu leisten und wird daraufhin entlassen. Hat der Arbeitgeber die Religionsfreiheit seiner Arbeitnehmerin verletzt? Dies ist nur dann der Fall, wenn sich das Grundrecht auf freie Religionsausübung im Privatrechtsverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber auswirkt. Die damit einhergehende Frage nach der Grundrechtseinwirkung im Privatrecht wird oft unter dem Stichwort Drittwirkung bzw. horizontale Grundrechtswirkung behandelt.

Warum Grundrechtseinwirkung und nicht Menschenrechtseinwirkung? Besteht hier ein Unterschied? Als Grundrechte werden allgemein die durch die Verfassung als solche garantierten Rechte bezeichnet. Menschenrechte sind in internationalen Abkommen enthalten. Wird in diesem Beitrag vermehrt von Grundrechten gesprochen, so liegt das daran, dass er sich mit den nationalen Verfassungen und weniger mit dem internationalen Recht auseinandersetzt. Es sollen aber auch die in internationalen Abkommen enthaltenen und von der Verfassung rezipierten Menschenrechte sowie die von der Verfassung interpretativ abgeleiteten Rechte von dem hier verwendeten Begriff Grundrechte umfasst sein. […]



Öffentliche Tabus und private Ressentiments – Antisemitismus in Deutschland nach 1945

18. August 2005 | Von

von Otto Böhm

Auch in Bezug auf den Antisemitismus kann die öffentliche politische Entwicklung in Deutschlands Parteien und Institutionen als erfolgreicher historischer Lernprozess verstanden werden. Andrerseits belegen empirische Forschungen und Umfragen den Zusammenhang von aktueller Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus – wer ausländerfeindlich agitiert, ist meist auch antisemitisch eingestellt. Und nicht zuletzt weist die öffentliche Präsenz antisemitischer Stereotype – Juden sind selbst am Judenhass schuld (Möllemann), ein geiler Jude zerstört deutsche Literatur (Walser) – auf eine gewisse sich tabubrechend gebende Rehabilitation von latenten Gefühle und Stimmungen. Latenz kann aber als Spekulation abgetan werden. Deshalb will ich im Folgenden Material und Erklärungen aus der Antisemitismusforschung zusammenzutragen, das sowohl den Lernprozess als auch die These von der kommunikativen Latenz des Antisemitismus plausibel macht. […]



Ein die Welt umspannendes Netz … Zur Aktualität der Menschenrechtsidee

17. August 2005 | Von

von Otto Böhm

Die Durchsetzung der Menschenrechte – der politischen wie der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen – ist ein wichtiger Teil der Anstrengungen zur Überwindung von Gewalt. Aber die häufige Machtlosigkeit der Menschenrechtsbewegung, die gelegentliche Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft und ihre oft verspäteten Reaktionen sowie die Doppelstandards der demokratischen Staaten in Sachen Menschenrechte tragen zur Skepsis gegenüber ihrer politischen Relevanz bei. Demgegenüber soll hier die Stärke der Menschenrechtsidee und die Leistung der Menschenrechtsbewegung skizziert werden. […]



Gewalt gegen Frauen und die staatliche Verpflichtung zum Menschenrechtsschutz

9. Juni 2005 | Von

von Moira Fisher

Im Vergleich zu Männern werden Frauen viel häufiger Opfer von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen durch Privatpersonen, oft innerhalb der Familie. Häusliche Gewalt ist ein Verbrechen, das definitionsgemäß von Privatpersonen und nicht von staatlichen Funktionsträgern begangen wird. In letzter Zeit haben internationale und regionale Organisationen sowie die Regierungen vieler Länder auf das Problem der Gewalt gegen Frauen in seinen verschiedenen Formen, einschließlich häuslicher Gewalt, aufmerksam gemacht. Darüber hinaus wird Gewalt gegen Frauen seit der UN-Weltkonferenz für Menschenrechte im Jahre 1993 als eine Menschenrechtsverletzung anerkannt, die gegen das Recht auf menschenwürdige Behandlung verstößt.

Obwohl inzwischen weithin anerkannt ist, dass Gewalt gegen Frauen eine Menschenrechtsverletzung darstellt, ist noch unklar, inwieweit ein Staat verpflichtet ist, solche Gewalt zu verhindern. Das ursprüngliche Ziel des internationalen Menschenrechtsschutzes hebt darauf ab, das Individuum in erster Linie vor willkürlichen Eingriffen des Staates zu schützen. Nach dem Wortlaut verschiedener Menschenrechtskonventionen sowie der Spruchpraxis ihrer Überwachungsorgane sind Staaten jedoch verpflichtet, nicht nur Eingriffe zu unterlassen, sondern auch die Menschenrechte durch positive Maßnahmen zu schützen. […]



Menschenrechtsbildung als historisch-politische Bildung – Praxisreflexionen aus der Menschenrechtsarbeit

17. September 2004 | Von

von Otto Böhm

Zu den Verpflichtungen, die der nationalen Politik aus internationalen Verträgen und besonders der deutschen aus der Selbstverpflichtung zur Menschenrechtspolitik als Querschnittsaufgabe erwachsen, gehört auch die Förderung der Menschenrechtsbildung. In der außerschulischen Bildungsarbeit nimmt dieser Bereich zwar an Bedeutung zu; Begründungen, Didaktik und Praxis sind aber noch nicht als konsistent oder konsolidiert zu betrachten. Die folgenden Überlegungen sind Teil eines Reflexionsprozesses verschiedener Nürnberger Einrichtungen und Gruppen, die eine gemeinsame Praxis verbindet, und wollen ein Beitrag zur Weiterentwicklung der Diskussion sein. […]



Anne Frank

18. Juni 2004 | Von

von Hermann Glaser

Warum war ich nicht derjenige den das Maschinengewehr niedermähte warum nicht diejenige die in dunkler Straße vergewaltigt wurde warum nicht der Hungernde der scheu hinter dem Hotel in einer Abfalltonne nach Essbarem sucht warum nicht das Kind auf einer Wiese spielend morgen schon deportiert umgebracht warum bin ich derjenige der nun beruhigt in Alpträumen versinkt?

Wen das Schicksal begünstigt hat, wer dem Moloch “Geschichte” auf längere Zeit entronnen ist – wie wir glücklich Überlebenden eines furchtbaren 20. Jahrhunderts -, wer Geschichte mit dem Anschein des Sinnlosen einen Sinn zu geben trachtet, wer also Da-sein trotz allem als Möglichkeit für Hoffnungen begreift, der soll und muss Trauer- wie Erinnerungsarbeit leisten – für diejenigen, denen das Lebensglück, das Glück, leben zu dürfen, zerstört wurde. Nicht durch ein unbestimmbares Schicksal, sondern als Folge der unfassbaren Bosheit von Menschen, hier von deutschen Menschen und ihrer wahnhaften Verblendung.

Die von den amerikanischen Autoren Frances Goodrich und Albert Hackett eingerichtete Bühnenfassung des “Tagebuchs der Anne Frank” – weltweit aufgeführt und allein 1957 mit 1420 Vorstellungen in 44 verschiedenen Inszenierungen das meistgespielte Theaterstück der Bundesrepublik – endet mit der Schlusszeile: “Trotz allem glaube ich noch an das Gute im Menschen.” Die Figur des einzig Überlebenden der Familie, des Vaters Otto Frank, dem bei seiner Rückkehr von Auschwitz nach Amsterdam das gerettete Tagebuch übergeben wurde, spricht über seine Tochter den Nachsatz: “Wie sie mich beschämt.” Von dem “Tagebuch” sollte eine positive Botschaft ausgehen; Otto Frank ging es um internationale Zusammenarbeit, wechselseitiges Verständnis, Toleranz, Bekämpfung des Rassenwahns, Versöhnung. Diese Botschaft ist angekommen und wird auch mit der Nürnberger Ausstellung viele, hoffentlich im Besonderen junge Menschen, erreichen, ergreifen, aufrütteln. “Wie dieses Mädchen uns beschämt” – in einer Zeit, Welt und Gesellschaft, die immer noch dem fern steht, was Albrecht Goes im Vorwort der ersten deutschen Ausgabe des “Tagebuchs” feststellte: “Dieses Buch, das ohne jede falsche Zutat die Wahrheit sagt, nichts als die Wahrheit, die ganze Wahrheit.” Wahrlich eine Geschichte für heute! […]